Neue Studie zu den Risiken von Algorithmic Management
Eine kürzlich durchgeführte Arbeitnehmer:innenbefragung zeigt alarmierende Trends in Sektoren wie Lagerhaltung und Telemarketing. 76 Prozent der Beschäftigten in diesen Branchen erleben eine oder mehrere Formen von Algorithmic Management (AM) am Arbeitsplatz. Diese Technologie, die ursprünglich im Plattformsektor ihren Anfang nahm, hat sich mittlerweile auch auf traditionelle Branchen ausgebreitet und bringt erhebliche Herausforderungen mit sich.
Algorithmic Management ist ein vielfältiges Set an technischen Tools und Techniken zur Anleitung und Führung von Arbeitskräften. Es basiert auf umfangreicher Datenerfassung, damit einhergehend auch auf der Überwachung von Arbeitnehmer:innen, um eine halb- oder vollautomatisierte Delegierung und Entschdigitaleidungsfindung zu ermöglichen. Die Umfrage, die von der Foundation for European Progressive Studies (FEPS) und nordischen Thinktanks unter über 6.000 Gewerkschaftsmitgliedern in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland durchgeführt wurde, ist die erste ihrer Art, die systematisch die Auswirkungen von AM untersucht. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Viele Arbeitnehmer:innen berichten von einer verminderten Autonomie in ihrer Arbeit, einer höheren Arbeitsbelastung, erhöhtem Stress und größeren Sorgen um ihre Arbeitsplatzsicherheit.
Arbeitnehmer:innen müssen eingebunden werden
Magnus Thorn Jensen, Analyst beim dänischen Thinktank Cevea und Hauptautor der Studie, erklärt: „Führungskräfte hatten schon immer die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter:innen zu überwachen und zu steuern, aber neue Technologien haben diese Möglichkeiten erheblich erweitert. Die Studie zeigt, dass sich dies nachteilig auf Wohlbefinden, Motivation und Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten auswirken kann.“
Aufgezeigt werden nicht nur die negativen Folgen, sondern auch, wie Unternehmen diese Effekte vermeiden können, zum Beispiel durch ein hohes Maß an Einfluss und Transparenz bei Managemententscheidungen. Es muss geregelt werden, wie neue Technologien am Arbeitsplatz eingesetzt werden – sowohl in Betriebsvereinbarungen als auch in der Gesetzgebung. Die Erfahrungen zeigen, dass die Zusammenarbeit von Management, Betriebsrat, Sicherheitsvertrauenspersonen und anderen Expert:innen eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Einführung neuer Systeme ist.
Notwendigkeit eines sozialen Dialogs
Die Studie unterstreicht die Forderung von Gewerkschaften und Arbeiterkammer nach der Notwendigkeit eines sozialen Dialogs über die Einführung und Anwendung algorithmischer Managementsysteme. Die Erkenntnisse aus dieser Studie sollten als Weckruf für Sozialpartner und Gesetzgeber gleichermaßen dienen. Nicht potenzielle Effizienzgewinne und optimierte Arbeitsabläufe, sondern der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. Die Studie unterstützt damit beim Ansatz für rechtliche Leitplanken und eine mögliche neue europäische Richtlinie zur Vermeidung nachteiliger Gesundheits- und Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz.
Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 3/2024