Elektromobilität für moderne Baustellen
Der massive Abgasausstoß durch Baumaschinen und die damit einhergehende Schadstoff- und Lärmexposition werden auf Baustellen von ArbeitnehmerInnen oftmals unhinterfragt hingenommen. Dabei liegen enorme Verbesserungsmöglichkeiten durch die Elektromobilität auf der Hand.
Emissionen am Arbeitsplatz werden oftmals unterschätzt. Während man bei der Baustellenabwicklung immer mehr auf Digitalisierung setzt, ist beim Einsatz und der Auswahl der Arbeitsmittel die technologische Entwicklung weit weniger sichtbar. Jahrzehntealte Geräte kommen zum Einsatz, solange diese funktionieren. Gerade dort, wo in geschlossenen Räumen oder an ähnlichen Arbeitsplätzen (Baugruben, Künetten, Innenausbau usw.) mit Verbrennungsmotorenantrieben gearbeitet wird, ist die Situation besonders bedenklich. ArbeitnehmerInnen befinden sich an diesen Arbeitsplätzen über lange Zeit direkt in der Abgaswolke der Arbeitsmittel. Solange es nicht zu akuten Gesundheitsproblemen kommt, wird die Gefahr, langfristig eine arbeitsbedingte Krebserkrankung zu entwickeln, einfach verdrängt. Dabei wären viele der eingesetzten Maschinen mittlerweile auch als emissionsfreie Elektrovariante erhältlich.
Elektromobilität am Bau bietet Chancen
Die ArbeitnehmerInnenschutzvorteile, welche sich durch die Elektro- und Akkutechnologie am Arbeitsplatz ergeben, liegen auf der Hand: keine gesundheitsschädigende Schadstoffexposition von ArbeitnehmerInnen und dazu noch weniger Lärm und Gestank – auch für die BaustellenanrainerInnen. Im Privatbereich gibt es mittlerweile bereits eine starke Verbreitung und Akzeptanz elektrischer Arbeitsmittel. Auch im Bereich des Bauwesens kommen nun laufend neue Produkte auf den Markt. Das serienreife Angebot reicht mittlerweile von Rüttelplatten bis zum Kleinbagger. Eigentlich handelt es sich genau um jene Arbeitsmittel und Einsatzbereiche, wo BauarbeiterInnen aufgrund der räumlichen Begrenztheit besonders exponiert sind. Die Herstellerfirmen bieten diese Baumaschinen auch als Leihgeräte auf ihren Plattformen an. Das gibt allen Baufirmen bereits jetzt die Möglichkeit, diese Geräte in kritischen Bereichen auch einzusetzen oder einfach einmal zu testen.
Schadstoffreduktion mittelfristig unvermeidbar
Niedrigere Grenzwerte bei gesundheitsgefährdenden Arbeitsstoffen werden in absehbarer Zukunft dazu führen, dass neue Arbeitstechniken und -verfahren oder emissionsreduzierte Arbeitsmittel erforderlich werden. Um auf diese Situation gut vorbereitet zu sein, sollte daher bereits jetzt am Ziel der emissionslosen Baustelle gearbeitet werden. Neben dem ArbeitnehmerInnenschutz ist im städtebaulichen Kontext auch die Beeinträchtigung der BaustellenanrainerInnen eine wichtige Kenngröße, welche immer öfter für Konflikte sorgt. Dieses Problem könnte auf elektrisch betriebenen Baustellen massiv minimiert werden. Nicht zuletzt sind auch der Klimaschutz und die daraus notwendige Reduktion von Abgasen ein großes und öffentlich relevantes Thema. Auch hier wird vermehrt das Baugeschehen ins Blickfeld rücken.
Magazin Gesunde Arbeit 2/2021