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Das Phänomen Präsentismus

Das Phänomen des Präsentismus, also trotz Krankheit zu arbeiten, ist ein nicht erwünschtes „Produkt“ der schönen neuen Arbeitswelt von heute. Wer trotz Krankheit arbeitet, gefährdet (nicht nur) die eigene Gesundheit. Und auch für die Betriebe ist Präsentismus mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden.

Der Begriff Präsentismus bedeutet ein Arbeiten trotz Erkrankung. Eine Online-Befragung der AK-Wien im Jahr 2022 zeigt: Neun von zehn Arbeitnehmer:innen sind bereits einmal krank in die Arbeit gegangen – Präsentismus ist damit in der Arbeitswelt nicht Ausnahme, sondern der Regelfall.

Der häufigste Grund, krank arbeiten zu gehen (61 %) ist, die Kolleg:innen nicht im Stich lassen zu wollen. Auch der zweithäufigste Grund bezieht sich auf die Kolleg:innen, die die Arbeit alleine kaum schaffen würden. Beides weist auf den Druck hin, der in vielen Betrieben herrscht. An dritter Stelle wird angeführt, dass Terminarbeit liegen bleiben würde oder es unaufschiebbare Termine gibt. Auch der vierte Grund – keine Vertretung zu haben – geht in diese Richtung. Jede:r vierte Arbeitnehmer:in hat Angst, den Job zu verlieren und ist deshalb krank in die Arbeit gegangen.

Folgen von Präsentismus

Die schädlichen Folgen von Präsentismus treffen sowohl den/die  Arbeitnehmer:in selbst als auch den Betrieb. Studien zeigen, dass die Kosten krankheitsbedingter Einschränkungen der Arbeitsproduktivität beträchtlich sind, und die Kosten durch Absentismus (Fernbleiben von der Arbeit) übersteigen (BAUA, 2011).

Wird trotz Erkrankung gearbeitet, kann sich der Gesundheitszustand nicht nur weiter verschlechtern, sondern auch Folgeerkrankungen zur Konsequenz haben. Das Risiko einer Chronifizierung steigt. Kranke Beschäftigte sind weniger leistungsfähig, zudem steigt die Fehleranfälligkeit – zusätzliche Ressourcen zur Fehlerkorrektur werden dann erforderlich. Auch Arbeits- und Wegunfälle können in dem Zusammenhang zum Thema im Betrieb werden. Nicht zuletzt kann die Ansteckung von Kolleg:innen zusätzliche Krankenstände nach sich ziehen.

Was tun?

Die wichtigste Einflussgröße für Präsentismus dürften arbeitsbezogene Faktoren darstellen. Eine Metaanalyse (Miraglia und Johns, 2016) verdeutlicht die Bedeutung einer guten Arbeitsgestaltung sowie ausreichender Ressourcen bei der Arbeit: Eine hohe Präsentismus-Ausprägung zeigt sich bei hohen Arbeitsanforderungen und großer Arbeitsmenge, knappen, strikten zeitlichen Anforderungen, vielen und schwierigen Kund:innen, Unterbesetzung, Arbeitskonflikten und Konflikten zwischen Arbeits - und Familienleben sowie bei der Übernahme von Führungsaufgaben. Ein eher geringerer Präsentismus liegt bei hohem Gestaltungsspielraum, verfügbaren Vertretungen, hoher Unterstützung durch Kolleg:innen und Vorgesetzten und gute Rollenklarheit vor.

Neben der Sensibilisierung der Beschäftigten über die Risiken von Präsentismus spielen bei der Prävention von Präsentismus auch Führungskräfte eine zentrale Rolle. Arbeiten trotz Erkrankung sollte, im Sinne von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen, in der Unternehmenskultur keinen Platz haben und entsprechend von Führungskräften unterbunden werden. Nicht zuletzt wichtig ist in dem Zusammenhang auch das durch die Führungskraft gelebte Vorbild, dass die/der Chef:in auch krank sein „darf“.

Quellen:

AK Wien (2023). Krank in die Arbeit. Presseunterlage. https://wien.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitundsoziales/arbeitundgesundheit/Presseunterlage_20230119.pdf

BAUA (2011). Präsentismus: Ein Review zum Stand der Forschung https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/Gd60

iga.Fakten6 (2019).  Präsentismus Verlust von Gesundheit und Produktivität https://www.iga-info.de/veroeffentlichungen/igafakten/igafakten-6  

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