Bäcker:innen: Belastet durch Hitze, Kälte und Mehlstaub
Die romantische Vorstellung von Omas Backstube entspricht kaum der vorherrschenden Realität in modernen gewerblichen sowie industriellen Bäckereien. Die Arbeitsbedingungen für Bäcker:innen sind oft von Extremen geprägt – sei es durch Hitze, Kälte oder die ständige Präsenz von Mehlstaub.
Diese Bedingungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten, sondern machen die Branche auch für potenzielle Arbeitskräfte zunehmend unattraktiv. Erwin Kinslechner, Branchensekretär der PRO-GE für die Bäcker:innen, betont die dringende Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen in Bäckereien zu verbessern: „Gute Arbeiter:innen bekommt man nur mit guten Arbeitsbedingungen. Dazu zählt auch das glaubhafte Versprechen, dass man am Arbeitsplatz gesund alt werden kann.“
Hitze, Kälte und Mehlstaub
Bäckereiprodukte werden unter Hitze gebacken und mit Kälte für Transport und Lager aufbereitet. Entlang dieses Prozesses sind Arbeitnehmer:innen beidem ausgesetzt. Eine weitere große Herausforderung in der Bäckereibranche ist der Mehlstaub. Dieser birgt nicht nur die Gefahr von Staubexplosionen, sondern kann auch zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Mehlstauballergien und Bäckerasthma führen. Diese Risiken sind in der Branche weit verbreitet und sollten ernst genommen werden.
Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten
Die richtige Gestaltung der Prozesse in einer modernen industriellen Bäckerei kann schon die Entstehung und Streuung von Mehlstaub in der Luft verringern. Abdeckungen für Mischmaschinen und geschlossene Systeme zur Mehlausbringung können hier teils zu enormen Verbesserungen beitragen. Die richtige Planung und Umsetzung von Arbeitsplätzen und der Interaktion von Menschen und Maschine birgt enormes Verbesserungspotenzial bei der Prävention von mehlstaubbedingten Berufskrankheiten. So gilt es beispielsweise, zu hohe Fallhöhen von Mehl beim Auftragen zu vermeiden und Tätigkeiten mit hohem manuellem Arbeitsbedarf – wo immer möglich – örtlich von Arbeitsplätzen mit hoher Staubbelastung zu trennen.
Ist Mehl in zu großer Konzentration in der Luft, dann sind technische Maßnahmen zur Entfernung unumgänglich. Neben der Möglichkeit, den Staub aus der Luft abzusaugen, hat sich auch die Befeuchtung der Luft als Mittel zur Bekämpfung der Mehlstaubbelastung etabliert. Sind technische Maßnahmen ausgeschöpft und ist eine Mehlstaubbelastung dennoch unvermeidbar, ist ergänzend mit persönlicher Schutzausrüstung zu arbeiten.
„Bei der Kombination aus Hitze oder Kälte und Mehlstaub, mit der Bäcker:innen zu tun haben, braucht es auch regelmäßige Pausen, um dem Körper die erforderliche Erholung zu bieten“, ergänzt Erwin Kinslechner.
Insgesamt erfordert die Verbesserung des Arbeitnehmer:innenschutzes in der Bäckereibranche einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl technologische Innovationen als auch organisatorische Maßnahmen umfasst.
Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 2/2024