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Herausforderung Augmented Reality

Erweiterte Realität oder Augmented Reality (AR) findet den Weg ins Arbeitsleben. Dieser Artikel zeigt, wo AR-Brillen jetzt schon zu finden sind und worauf man achten sollte.

Adobe Stock / Robert Kneschke

Benutzer von AR-Systemen tragen eine AR-Brille, die mit Kameras und anderen Sensoren die Umgebung erfasst und Informationen in das Gesichtsfeld einblendet. TrägerInnen steuern die AR-Brillen mit Gesten und Sprachbefehlen.

Bei Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten kann man sich den Einsatz von AR wie „ferngesteuertes“ Arbeiten vorstellen. ArbeitnehmerInnen bekommen über die AR-Brille eine genaue Arbeitsanweisung eingeblendet. Seltener passiert dies mit automatischen Gebrauchsanweisungen. Häufiger sitzen am anderen Ende des AR-Systems hochqualifizierte Fachkräfte, und das kann irgendwo auf der Welt sein. Durch die Möglichkeit, Informationen und Anweisungen grafisch einzublenden, verlieren Sprachunterschiede an Bedeutung. Zudem können Reisezeiten eingespart werden.

Ähnliche Programme kommen auch bei Einschulungen und Unterweisungen zum Einsatz, wobei ArbeitnehmerInnen Schritt für Schritt der zu lernende Arbeitsablauf eingeblendet wird. Dabei werden Fehler automatisch erkannt und Lösungswege vorgegeben.

In der Qualitätskontrolle z. B. fallen laufend Dokumentations- und Schreibarbeiten an. AR-Systeme können Daten automatisch erfassen und verarbeiten.

Gesundheitsrisiken werden erforscht

Die Gesundheitsrisiken, die sich durch den Einsatz von AR-Systemen ergeben können, werden derzeit im Zuge eines Projektes der PRO-GE in Zusammenarbeit mit Magna, dem Austrian Institute of Technology (AIT), der AUVA und der Arbeiterkammer mit einer Förderung aus dem Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien erforscht.

Augmented Reality hat das Potenzial, Arbeitsorganisation und Arbeitsabläufe zu verändern bzw. Arbeitsschritte von ArbeitnehmerInnen zu übernehmen. Einige ArbeitnehmerInnen sehen dadurch ihre Position im Betrieb oder sogar ihren Arbeitsplatz gefährdet. AR-Systeme können einerseits ablenken und das Sichtfeld einschränken, wodurch das Arbeitsunfallrisiko steigt, andererseits können sie auf Gefahren aufmerksam machen.

Physische und psychische Belastungen

Die Bauweise von AR-Systemen ermöglicht eine lückenlose Überwachung und Dokumentation sämtlicher Tätigkeiten im Anwendungsbereich. Je mehr „Befehle“ die Brille erteilt, umso größer ist das Gefühl der Überwachung.

Betriebsräten kommt bei der Begleitung von Organisationsänderungen durch AR und beim Abschluss von Datenschutzvereinbarungen eine wichtige Rolle zu. Das Gewicht, die spezifische Gewichtsverteilung, die Qualität der Darstellung und die Wärmeentwicklung der AR-Brille sind die offensichtlichsten physischen Belastungen. Bei Lärm können komplexe Sprachbefehle zum Problem werden. Ohne eine freie Hand sind Gestensteuerungen schwierig. Gesten und Sprachbefehle zur AR-Steuerung müssen daher in Einklang mit Arbeitsumfeld und Tätigkeit gebracht werden. Durch Einbindung der betroffenen ArbeitnehmerInnen lassen sich in der Praxis die besten Lösungen finden.

Magazin Gesunde Arbeit 4/2020