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Digitale Systeme zur Arbeitszeitgestaltung

Eine neue Broschüre von Gewerkschaft PRO-GE und AK Niederösterreich beschäftigt sich mit den Chancen und Risiken von Programmen zur automatisierten Arbeitszeitgestaltung in Betrieben mit und ohne Schichtarbeit.

Bei der Einführung von digitalen Systemen zur Arbeitszeitgestaltung sind die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen jedenfalls zu berücksichtigen. Adobe Stock / industrieblick

Die Planung von Schichtmodellen sowie die Zuweisung von Arbeitnehmer:innen zu ihren jeweiligen Arbeitsplätzen erfordert einen erheblichen Zeitaufwand. Angesichts der damit verbundenen Kosten suchen immer mehr Unternehmen nach Möglichkeiten, diese Prozesse zumindest teilweise zu automatisieren. Im Rahmen eines durch den Projektfonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer Niederösterreich geförderten Projekts hat sich die Gewerkschaft PRO-GE intensiv mit den Chancen und Risiken dieser Automatisierung auseinandergesetzt, insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit der Beschäftigten.

Volle Automatisierung der Arbeitszeitgestaltung unzulässig

Aufgrund einschlägiger gesetzlicher Bestimmungen ist die Arbeitszeitlage ein Ergebnis von Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmer:innen oder Betriebsrat und Arbeitgeber:innen. Ein Programm, das den Arbeitnehmer:innen automatisch eine Arbeitszeit im Schichtbetrieb vorgibt, kann eine solche Vereinbarung nicht ersetzen.

Frühe Einbindung des Betriebsrats entscheidend

Die Entwicklung, Anpassung und Implementierung von Software in einem Unternehmen sind mit erheblichen Kosten verbunden. Jede Änderung zieht zusätzliche Aufwendungen nach sich. Daher ist es entscheidend, bereits früh im Prozess eine klare Vorstellung davon zu haben, welche Anforderungen an das Programm gestellt werden. Häufig scheitern Projekte daran, dass die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen zu spät berücksichtigt werden. Selbst leicht umsetzbare Forderungen scheitern dann an den Kosten der Integration in das neue Programm. Im schlimmsten Fall werden ungesunde Regelungen in einer teuren Software automatisiert und aufgrund der hohen Umprogrammierungskosten langfristig festgeschrieben. Arbeitnehmer:innen und Betriebsrat sollten daher frühzeitig in derartige Projekte eingebunden werden.

Schichtplanung auf dem Prüfstand

Neue Systeme zur Arbeitszeitgestaltung werden nur selten auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“ entwickelt. In den meisten Fällen existieren bereits Vereinbarungen oder etablierte Schichtpläne, die oft unter Einbeziehung von Betriebsräten und Arbeitnehmer:innen sowie unter Berücksichtigung ergonomischer Aspekte erarbeitet wurden. Wenn ein Computerprogramm ergonomische Anforderungen hinreichend berücksichtigt, kann die Technologie dabei unterstützen, diese Ziele zu erreichen. Werden diese Aspekte jedoch nicht ausreichend beachtet, besteht die Gefahr, dass die Software ein Gesundheitsrisiko für die Arbeitnehmer:innen darstellt. Weiters ist zu beachten, dass geänderte Arbeitszeiten auch erhebliche Auswirkungen auf Entgelt und Sozialleistungen mit sich bringen können.
Die Broschüre betont die Notwendigkeit, solche Systeme fair und transparent zu gestalten, und gibt konkrete Handlungstipps. Neben mehreren Expert:innen für Arbeitsgestaltung, Technologie und Recht kommen auch zahlreiche Betriebsrät:innen zu Wort.

Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 4/2024