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Flexible Arbeitsformen und psychische Gesundheit

Die heutige Arbeitswelt bietet oft Flexibilität, um den Arbeitsalltag nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Neben der Entscheidung, wo (z. B. Homeoffice) und wann (z. B. Gleitzeit) gearbeitet wird, bietet „New Work“ den Beschäftigten oft großen Handlungsspielraum. Im Zentrum von New Work steht also die Autonomie – aber wie wirkt sich diese aus?

New Work bietet den Beschäftigten oft großen Handlungsspielraum, z. B. wann und wo sie arbeiten. Adobe Stock / Mariia Korneeva

Autonomie bedeutet Selbstbestimmung

Autonomie ist der wichtigste Aspekt der Selbstbestimmung und somit Quelle der Motivation und des persönlichen Wachstums (Ryan & Deci, 2017), daher auch der psychischen Gesundheit. Beschäftigte sollen dadurch „Empowerment“ bei der Arbeit erleben und die eigenen Arbeitsziele als bedeutsam wahrnehmen (Schermuly & Koch, 2019).

Autonomie bedeutet (Selbst-)Management

Mit einem Mehr an Autonomie geht auch ein Mehr an Managementverantwortung einher, die davor meist von Führungskräften übernommen wurde. Prem und Kolleg:innen (2021) beschreiben vier Bereiche des (Selbst-)Managements unter New Work: die Planung von Arbeitszeiten und -plätzen (z. B. in Abstimmung mit privaten Verpflichtungen), die Koordination (z. B. Abstimmen mit Kolleg:innen und Priorisieren) und die Strukturierung von Arbeitsaufgaben (z. B. einzelne Arbeitsschritte definieren und ihre Reihenfolge festlegen). Für diese Managementtätigkeiten braucht es zusätzliche Ressourcen (z. B. Zeit und Skills).
Wenn diese zusätzlichen Ressourcen nicht (ausreichend) vorhanden sind, dann arbeiten Beschäftigte oft schneller oder mehr Stunden, um (zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit) zu planen, zu koordinieren und zu strukturieren. Eine hohe Arbeitslast fördert zudem das Arbeiten trotz Krankheit („es geht schon, ist ja nur ein Schnupfen“) oder außerhalb der Dienstzeiten („ich schreib noch schnell zwei E-Mails, bevor wir abendessen“). Diese Verhaltensweisen sind anstrengend und erhöhen das Bedürfnis nach Erholung, ungünstigerweise beschneiden sie jedoch gleichzeitig auch die Zeit für Erholung (Krause et al., 2015).

Erholung als Knackpunkt

Wenn nicht genug Zeit für erholende Tätigkeiten zur Verfügung steht, kann der Körper das in der Arbeit aufgebaute Stresslevel nicht ausreichend reduzieren (Sonnentag & Kruel, 2006), was kurzfristig zum Konsum hoher Mengen an Koffein und zu weniger körperlicher Betätigung als Reaktion auf die Müdigkeit führen kann. Über die Zeit hinweg kann eine hohe Arbeitslast unter geringer Erholung zu gesundheitlichen Beschwerden (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, geschwächtes Immunsystem) sowie zu Burn-out und Depression führen (Geurts & Sonnentag, 2006). Um New Work gesundheitsfördernd zu gestalten, ist es notwendig, sich dieser positiven und negativen Prozesse bewusst zu sein und ein Führungsverständnis zu entwickeln, in dem Beschäftigte in ihrer Autonomie unterstützend begleitet werden.

Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 4/2024