Zum Hauptinhalt wechseln

Schicht ist nicht gleich Schicht: Neues aus der Schlafforschung

Die innere Uhr des Menschen und die Schichtabfolge sind wichtig, wenn es darum geht, die Konsequenzen eines Schichtsystems für das Schlafdefizit abzuschätzen. Eine neue Studie zeigt die Auswirkungen von Schichtfolgen auf ArbeitnehmerInnen.

Schichtfolgen beeinflussen Schlaf, Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden. Adobe Stock / Sir_Oliver

Ergonomische Schichtfolgen können nicht nur das Unfallrisiko am Arbeitsplatz mindern, sondern auch den Schlaf verbessern. Eine neue Studie von XIMES zeigt, wie unterschiedlich sich verschiedene Schichtfolgen auf Beschäftigte auswirken können: 30 SchichtarbeiterInnen mit teilkontinuierlichen Schichtmodellen (Frühschicht 6.00–14.00, Spätschicht 14.00–22.00, Nachtschicht 22.00–6.00 Uhr) in Industriesettings führten bis zu fünf Wochen lang ein Schlaftagebuch, in dem sie Schlafbeginn, -ende und -qualität aufzeichneten. Daraus errechnen sich Dauer und Zeitpunkt des Schlafs der Beschäftigten und wie sehr sie gegen ihre innere Uhr arbeiten. Es wurde gezeigt, dass diese Aspekte des Schlafverhaltens auch Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen. Gleichzeitig wurde der Chronotyp gemessen. Dieser bestimmt, ob eine Person biologisch gesehen dazu neigt, eher früh aufzustehen und schlafen zu gehen („Lerche“/„Frühtyp“), oder ob sie dies zu einem späteren Zeitpunkt („Eule“/„Spättyp“) tut. Alle physiologischen Prozesse im Körper sind entsprechend getaktet.

Schichtabfolge hat Auswirkungen auf Schlaf und Gesundheit

In der neuen Studie zeigte sich, wie wichtig die Schichtabfolge ist und wie unterschiedlich sie sich auf die Beschäftigten auswirken kann:

  • Mehr als 4 Nachtschichten sind belastend und hängen mit verkürztem Schlaf zusammen. Dies ist stärker für Frühtypen der Fall, da sie über die Nachtschichten hinweg ein Schlafdefizit aufbauen.
  • Bereits ein Block von 2 Frühschichten kann bei Spättypen zu einem Schlafdefizit führen, welches sich in die Nachtschicht hineinzieht und das gesundheitliche Risiko erhöht.

Optimierte Schichtpläne wirken positiv

Wenn belastende Schichten wie Nacht- und Schichtarbeit unvermeidbar sind, ist die Aufklärung der Beschäftigten über die Rolle des Schlafes für Gesundheit und Wohlbefinden wichtig. Es sollte herausgearbeitet werden, wie guter Schlaf besser in den Lebensalltag integriert werden kann, da unterschiedliche Lebensumstände das Schlafverhalten mitbestimmen. Schulungen können z. B. vermitteln, wann Nickerchen, die mit dem Sozial- und Arbeitsleben vereinbar sind, biologisch am effektivsten sind. Dialoge mit ExpertInnen sind effektive Instrumente, um Beschäftigte zu informieren, neue Informationen aufzubereiten und Fragen zu beantworten.

Nicht nur durch einzelne Beschäftigte, auch auf Unternehmensebene kann der Schlaf und so die Gesundheit der Beschäftigten unterstützt werden. So können arbeitswissenschaftlich optimierte Schichtpläne positiv wirken, und Gleitzeit in der Schichtarbeit kann mehr Raum für individuelle Bedürfnisse schaffen.

Magazin Gesunde Arbeit 1/2022