Komm gut an!
Unfälle im Verkehr gefährden Menschenleben wie sonst keine andere Quelle in der Arbeitswelt. Daher setzt die AUVA mit ihrem aktuellen Präventionsschwerpunkt „Komm gut an!“ auf Bewusstseinsbildung. Ing. Bernd Toplak, Leiter der Präventionsabteilung der AUVA-Landesstelle Wien, informiert.
Herr Toplak, warum ist Verkehrssicherheit ein Thema für die AUVA?
Sichere Mobilität betrifft beinahe jeden Menschen: Sobald wir das Haus verlassen, nehmen wir automatisch am Verkehrsgeschehen teil. Unfälle im Verkehr gefährden Menschenleben wie sonst keine andere Quelle in der Arbeitswelt. Und da kommen wir ins Spiel, denn unselbstständig Erwerbstätige sind im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit bei der AUVA unfallversichert. In den letzten 10 Jahren wurden jährlich mehr als 9.000 Erwerbstätige bei Verkehrsunfällen auf Dienstreisen und Wegen von und zur Arbeit – häufig schwer – verletzt. Im Schnitt sind mehr als 40 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle Verkehrsunfälle.
Was möchte die AUVA mit „Komm gut an!“ bewirken?
Mit dem aktuellen Präventionsschwerpunkt hat sich die AUVA zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für das Thema Verkehrssicherheit zu erhöhen. Wir richten uns damit an Arbeitgeber:innen, Präventivfachkräfte in Unternehmen, Arbeitnehmer:innen sowie Personal in Bildungseinrichtungen, wollen ihnen notwendiges Wissen zur Umsetzung vermitteln und so dazu beizutragen, Unfälle zu reduzieren. Verkehrssicherheit soll zu einem festen Bestandteil der Präventionsarbeit im Rahmen des Arbeitnehmer:innenschutzes werden.
Was umfasst Verkehrssicherheit im Arbeitskontext?
Dazu zählt die Prävention von Verkehrsunfällen, die während der Arbeit und der Ausbildung passieren, genauso wie die Prävention von Unfällen am Weg von und zur Arbeitsstätte oder von Unfällen, die sich am Weg zur Unterbringung eines Kindes ereignen. Verkehrssicherheit im Arbeitskontext betrifft aber auch Mobilität am Werksgelände, wenn z. B. Mitarbeiter:innen mit einem Stapler oder dem Dienstfahrrad unterwegs sind.
Wie viele Arbeitsunfälle im Straßen-/Werksverkehr gibt es?
Im Schnitt werden pro Jahr mehr als 100.000 Arbeitsunfälle verzeichnet. Fast jeder zehnte davon ist ein Verkehrsunfall. 2021 starben 42 Erwerbstätige bei solchen Unfällen. Obwohl die AUVA in den letzten Jahren einen starken Rückgang bei den Arbeitsunfällen verzeichnen konnte, blieb der Anteil der Verkehrsunfälle nahezu gleich hoch.
Gibt es „typische“ Unfallursachen?
Die Unfallursachen sind stark von der Art der Verkehrsteilnahme abhängig – je nachdem, ob man zu Fuß, mit dem Rad oder mit einem motorisierten Fahrzeug auf der Straße oder im Betrieb unterwegs ist. Generell gilt jedoch: Ablenkung, beispielsweise durch Smartphones, ist die häufigste Unfallursache. Weitere bedeutende Risikofaktoren sind hoher Arbeits- und Zeitdruck, der zu überhöhtem Tempo oder Vorrang- und Abstandsverletzungen führen kann, Müdigkeit und Mängel an Fahrzeugen, z. B. durch schlechte Wartung, oder bei der Ladungssicherung.
Welche Berufsgruppen sind besonders gefährdet?
Wenn man zwischen Straßenverkehr und innerbetrieblichem Verkehr unterscheidet, sind es im Straßenverkehr bestimmte Berufsgruppen, wie z. B. Lieferdienste, mobile Pflegekräfte, sowie Radfahrer:innen und Fahranfänger:innen. Hier macht sich auch der Boom mobiler Arbeit durch Lieferdienste oder Heimpflege bemerkbar und neue Mobilitätsformen verschärfen die Problematik zusätzlich. Im innerbetrieblichen Verkehr sind vor allem Fußgänger:innen, Scooterfahrer:innen sowie Staplerfahrer:innen gefährdet, einen Unfall zu erleiden.
Was kann ein Unternehmen tun, wenn Probleme im innerbetrieblichen Verkehr auftauchen?
Die Grundlage für die Prävention von Verkehrsunfällen im Arbeitskontext bildet eine gut durchgeführte Arbeitsplatzevaluierung. Auf dieser Basis gilt es, die Verkehrssicherheit auf Arbeitswegen und natürlich auch innerbetrieblich zu fördern. Nach Identifizierung der Risikofaktoren müssen geeignete Maßnahmen nach dem „STOP-Prinzip“ gesetzt werden. Situationsbezogene Faktoren sind im Verkehrssektor miteinzubeziehen. Die vorgegebene Reihenfolge von Substitution, z. B. der Umstieg auf ein sichereres Verkehrsmittel, gefolgt von technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen, z. B. Fahrzeugausstattung, Reduktion von Stressoren, persönliche Kompetenzerweiterung, wie etwa Fahrtrainings, ist einzuhalten.
Wie unterstützt die AUVA Unternehmen in der Prävention von Mobilitätsunfällen?
Das Präventionsteam der AUVA unterstützt Betriebe kostenlos bei der Erarbeitung von Gestaltungsmaßnahmen für mehr Verkehrssicherheit und bei der Umsetzung von Lösungen im Betrieb. Darüber hinaus bietet die AUVA diverse Informationsmaterialien, Schulungen, Workshops, Aktionen mit Partnerorganisationen, Veranstaltungen etc. rund um das Thema Unfallprävention im Verkehrsbereich. Alles mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Problematik zu erhöhen, notwendiges Wissen zur Umsetzung zu vermitteln und das Unfallrisiko zu reduzieren.
Wie wichtig ist dabei der Praxisbezug?
Praxisbezug ist in der Prävention extrem wichtig, um Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen für Gefahrenbewusstsein in ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld zu sensibilisieren. Was praktisch vor Augen geführt wird, was man selbst erlebt, bleibt eher in Erinnerung. Daher haben wir auch im „Komm gut an!“-Schwerpunkt viele Aktionen zusammengestellt, die direkt vor Ort in den Betrieben durchgeführt werden können. So gibt es z. B. aktuell Workshops für ungeschützte Verkehrsteilnehmer:innen, die mit Fahrrad oder E-Scooter sowohl dienstlich als auch auf dem Weg zur Arbeit und wieder nach Hause unterwegs sind. Der Fokus liegt hier unter anderem auf der Fahrzeugausstattung, der richtigen Fahrtechnik und der für die Verkehrssicherheit erforderlichen Schutzausrüstung.
Was möchten Sie den Leser:innen noch mitgeben?
Die gute Nachricht ist, dass sich Prävention immer auszahlt! Verkehrsunfälle im Arbeitskontext sind vermeidbar. Und damit das gelingt, steht die AUVA Unternehmen als verlässlicher Partner beratend zur Seite.
Details zum aktuellen AUVA-Präventionsschwerpunkt für mehr Verkehrssicherheit im Kontext von Arbeit und Bildung finden Sie unter www.auva.at/komm-gut-an.
Magazin Gesunde Arbeit 2/2023, Niederösterreich-Ausgabe