Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz: Todesursache Nummer 1 am Arbeitsplatz ist Krebs
Der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (Workers' Memorial Day) erinnert jedes Jahr am 28. April an all jene ArbeitnehmerInnen, die aufgrund von Arbeit getötet, verstümmelt oder verletzt wurden bzw. erkrankt sind. Er findet jedes Jahr am 28. April in zahlreichen Ländern statt. Todesursache Nummer 1 am Arbeitsplatz ist Krebs.
Rund 1.800 Todesfälle in Österreich und mehr als 100.000 EU-weit gehen Jahr für Jahr etwa auf das Konto krebserzeugender Arbeitsstoffe. In viele Branchen sind ArbeitnehmerInnen in der gesamten EU an ihren Arbeitsplätzen oft Substanzen ausgesetzt, die tödliche Krebserkrankungen auslösen, Genschäden verursachen oder für Missbildungen verantwortlich sein können. Aber nicht nur das: 2021 sind 30 ArbeitnehmerInnen an einer Bausstelle verunglückt. Solche Berichte gibt es auch aus vielen anderen Branchen.
Tödliche Gefahr am Arbeitsplatz
Allein im Gesundheitssektor haben fast 13 Millionen ArbeitnehmerInnen in Europa - über 7 Millionen davon Pflegekräfte – bei der Arbeit Kontakt mit sogenannten HMP. HMP (hazardous medicinal products) sind „gefährliche medizinische Produkte“. Zu diesen Produkten zählen etwa Zytostatika, die durch ihre extrem starken Wirkstoffe auch medizinisches Fachpersonal schädigen können - wenn es nicht ausreichend geschützt wird.
Da es immer mehr KrebspatientInnen gibt, werden jedes Jahr mehr Arbeitskräfte für die Herstellung, Zubereitung und Verabreichung dieser Medikamente gebraucht. Damit steigt auch jedes Jahr die Zahl der Beschäftigten in der EU, die wegen der Handhabung mit HPM der Gefahr ausgesetzt sind, selbst an Krebs zu erkranken und in der Folge daran zu sterben.
„Der umfassende Schutz vor krebserzeugenden Stoffen am Arbeitsplatz, den ArbeitnehmerInnen in Österreich haben, muss künftig EU-weit gelten.“
Charlotte Reiff, ÖGB-Expertin für gesunde Arbeit
In Österreich sind HMP, insbesondere Zytostatika, als eindeutig krebserzeugend eingestuft. Charlotte Reiff, ÖGB-Expertin für gesunde Arbeit, fordert, dass „dieser umfassende Schutz, den es für ArbeitnehmerInnen in Österreich gibt, EU-weit gelten soll“.
Schutzmaßnahmen sollen für alle gleich sein
Alle ArbeitnehmerInnen in der Europäischen Union sollten das gleiche Schutzniveau haben, unterstreicht Reiff: „Unterschiedliche soziale Schutzstandards können Anreize für Unternehmen schaffen, ihre Produktionen in Ländern anzusiedeln, wo niedrige Standards herrschen. Das ist ein ungewollter Wettbewerbsvorteil auf Kosten der ArbeitnehmerInnen. Zudem ist es nicht einzusehen, dass EU-ArbeitnehmerInnen unterschiedlich geschützt sein sollen.“
„Die Zeit für Debatten ist vorbei, die Zeit für Maßnahmen zum Schutz derer, die uns schützen, ist jetzt!“
Slogan der Kampagne Stop Cancer At Work
EU-Gesetze müssen strenger werden
Zum Schutz vor Krebserkrankungen am Arbeitsplatz hat die EU-Kommission jüngst Grenzwerte für drei weitere krebsverdächtige Stoffe eingeführt: Betroffen sind Acrylnitril, das etwa in Klebstoffen und Lösungsmitteln vorkommt, Nickelverbindungen – unter anderem in vielen Industrie- und Konsumgütern vorhanden - sowie Benzol, das auch bei der Herstellung von Arzneimitteln und Kunststoffen verwendet wird und in Benzin enthalten ist. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich, wie der Rat der EU-Staaten mitteilte.
Der ÖGB unterstützt diesen Vorstoß, er geht aber definitiv nicht weit genug. „Bei krebserzeugenden Arbeitsstoffen gibt es sehr oft keinen sicheren Grenzwert, schon eine geringe Belastung kann Krebs auslösen – Arbeitgeber sind deshalb verpflichtet, diese Grenzwerte so weit als möglich zu unterschreiten. Das passiert aber viel zu selten. Deshalb muss die Politik die Grenzwerte dringend weiter senken“, sagt Reiff.
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