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Studie zur Arbeitsmedizin in Österreich

Die Österreichische Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention (AAMP) führte eine Online-Erhebung unter ihren AbsolventInnen der Jahre 2010 bis 2019 durch. Sie liefert interessante Ergebnisse.

AAMP

Die Österreichische Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention (AAMP) führte eine Online-Erhebung unter ihren AbsolventInnen der Jahre 2010 bis 2019 durch. Durch die Befragung sollten Erkenntnisse über den Anteil an AbsolventInnen der Arbeitsmedizin-Ausbildung, der tatsächlich versorgungswirksam wird, über den zeitlichen Umfang der arbeitsmedizinischen Betreuungstätigkeit, über die Motive für die Entscheidung, die Arbeitsmedizin-Ausbildung zu besuchen, sowie über die Gründe für bzw. gegen die Entscheidung, nach der Ausbildung arbeitsmedizinisch tätig zu werden, gewonnen werden.

Die zentralen Ergebnisse sind:

  • Die durchschnittliche wöchentliche arbeitsmedizinische Präventionszeit beträgt 15,9 Stunden. Daraus errechnet sich für die arbeitsmedizinische Vollversorgung aller unselbständig Beschäftigten Österreichs ein Bedarf von ca. 1.430 ArbeitsmedizinerInnen. Der aktuelle Fehlbedarf liegt damit bei ca. 530 ArbeitsmedizinerInnen. Bis zum Jahr 2028 summiert sich der Bedarf auf ca. 880 zusätzliche ArbeitsmedizinerInnen, das sind ca. 110 zusätzliche ArbeitsmedizinerInnen jährlich.
  • 64 % der AbsolventInnen der Arbeitsmedizin-Ausbildung übernehmen eine arbeitsmedizinische Betreuung. 79% dieser Personen sind derzeit noch arbeitsmedizinisch tätig. Daraus folgt, dass lediglich 51 % (79 % von 64 %) der AbsolventInnen nachhaltig versorgungswirksam werden. Dies bedeutet, dass jährlich ca. 220 ÄrztInnen die Arbeitsmedizin-Ausbildung absolvieren müssten, damit 110 davon versorgungswirksam werden. Es bedarf daher Anstrengungen, eine höhere Zahl an ÄrztInnen in das Präventivfach Arbeitsmedizin zu holen, sowie Überlegungen, wie ein höherer Anteil an Arbeitsmedizin-AbsolventInnen motiviert werden kann, nach der Ausbildung eine arbeitsmedizinische Tätigkeit aufzunehmen bzw. im Beruf ArbeitsmedizinerIn zu verbleiben.
  • Die am häufigsten genannten Gründe für die Entscheidung, die Arbeitsmedizin-Ausbildung zu besuchen, sind „Suche nach einem zweiten Standbein“, „Interesse an einer präventiven Tätigkeit“ und „Unzufriedenheit mit der Tätigkeit im Krankenhaus“.
  • Von den aktuell tätigen ArbeitsmedizinerInnen wurden folgende vier Kategorien als besonders attraktiv bewertet: „präventiver Ansatz“, „freie Arbeitszeiteinteilung“, „abwechslungsreiche Tätigkeit“ und „keine Nacht- oder Wochenenddienste“. Es ist also naheliegend, bei der erforderlichen PR-Arbeit insbesondere den präventiven Ansatz und die Vielschichtigkeit der Arbeitsmedizin zu betonen, sowie die Möglichkeiten, die sie als gut planbare und dennoch flexible Alternative bzw. Ergänzung zur kurativen Tätigkeit, insbesondere im Krankenhaus bietet.

Für die AAMP haben sich drei Themenbereiche herauskristallisiert, deren Modifikation die Rate der Berufsausübenden erhöhen könnten und in die anstehende Diskussion des Berufsbilds ArbeitsmedizinerIn einfließen sollten:

  1. mehr kurative Tätigkeiten im Rahmen der Arbeitsmedizin
  2. eine Ausweitung des Tätigkeitsspektrums in Richtung allgemein-präventivmedizinische Tätigkeiten
  3. mehr Unterstützung durch entsprechend geschulte Arbeitsmedizinische FachassistentInnen

Aus der Konzeption der medizinischen Fachdisziplinen in Österreich heraus ist die Vermischung eines Präventivfachs mit kurativen Tätigkeiten kaum vorstellbar. Während der erste Wunsch – die Ergänzung des Präventivfachs Arbeitsmedizin durch kurative Aufgaben – daher nicht realisierbar erscheint, ist die Umsetzung der Forderungen 2 und 3 durchaus denkbar. Sie sollten daher in die zu führende Berufsbild-Diskussion einfließen.

https://www.aamp.at/bereiche/news-presse/news/