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Gut vorbereitet ins Ausland

Geht es beruflich ins Ausland, endet der ArbeitnehmerInnenschutz nicht an der Landesgrenze. Ob klassische Geschäftsreise oder Entsendung ins Krisengebiet: Gefahren bei Auslandsaufenthalten müssen analysiert und nötige Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Bei beruflichen Auslandsaufenthalten sind ArbeitgeberInnen für Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten verantwortlich. Adobe Stock / Robert Kneschke

Je nach Destination kann es besondere Sicherheits- und Gesundheitsrisiken geben. Wie bereitet man sich auf eine Stadt mit hoher Kriminalitätsrate vor? Was ist bei Montagearbeiten im Wüstenklima zu beachten? Was tun bei einem Notfall in einem entlegenen Gebiet, fernab von medizinischer Infrastruktur? Welche psychischen Belastungen kommen hinzu?

Fürsorge und Vorsorge

Aufgrund der Fürsorgepflicht und des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes (ASchG) sind ArbeitgeberInnen auch bei beruflichen Auslandsaufenthalten für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten verantwortlich. Sie müssen mögliche Gefahren ermitteln und beurteilen sowie nötige Schutzmaßnahmen treffen. Denn die Evaluierungspflicht gilt nicht nur für die Arbeitsstätte, sondern auch für den Außendienst samt Dienstreisen. Wird der Arbeitsort gar vertraglich für eine bestimmte Zeit ins Ausland verlegt, spricht man von einer Entsendung. Bei Entsendungen und Dienstreisen sind übrigens (auch) die öffentlich-rechtlichen ArbeitnehmerInnenschutz-Bestimmungen des Ziellandes anwendbar.

Bei der Evaluierung müssen Unternehmen das Rad nicht neu erfinden. Zum Einstieg sind Checklisten hilfreich, wie jene im „Leitfaden zur Risikominimierung bei beruflichen Auslandsaufenthalten“. Der Leitfaden stellt auch Großunternehmen vor, die Auslandsaufenthalte sorgfältig managen.

Analysiert werden müssen die konkreten Umstände: Was sind landestypische Gefahren, wie ist die aktuelle Situation am Einsatzort? Dabei helfen z. B. Informationen des Außenministeriums oder kommerzieller Anbieter. Natürlich muss auch der Arbeitseinsatz selbst samt Unfallrisiken evaluiert werden. Die Information und Schulung der ArbeitnehmerInnen zu den Reiserisiken und Maßnahmen dürfen nicht fehlen.

Gesund im Ausland

Bei spezifischen medizinischen Risiken spielt die arbeitsmedizinische Beratung eine wichtige Rolle. So können Maßnahmen bei besonderen Umgebungsbedingungen wie Wüstenklima oder zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten festlegt werden. Eventuell müssen auch Schutzimpfungen angeboten werden. Medizinische Infrastruktur und Akutversorgung müssen vorab geklärt werden. ArbeitgeberInnen müssen auch Vorsorge für Notfälle treffen, dazu können Evakuierung und Rückholung gehören. Firmen sind gut beraten, die Reiserisiken nach ihrer Bewertung durch entsprechenden Versicherungsschutz abzudecken.

Nicht zu unterschätzen sind psychische Belastungen, wie unterschiedliche Zeitzonen und ungewohnte Umgebung bei Dienstreisen. Gerade bei längerer Entsendung kann das Umgewöhnen in ein Land mit neuer Kultur und Sprache herausfordernd sein – abgekoppelt von Firmenzentrale, Familie und Freundeskreis. Hier helfen interkulturelles Training und Betreuung über den gesamten Entsendeprozess.

Magazin Gesunde Arbeit 2/2022