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Herausforderungen durch Digitalisierung und KI

Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) bieten Vorteile, bergen aber auch Risiken. Mögliche psychische Fehlbeanspruchungsfolgen müssen ernst genommen werden, um eine gesunde Arbeitswelt zu fördern.

Die digitale Welle ist gekommen, um zu bleiben. Wir sollten die Chancen nutzen und potenzielle schädliche Auswirkungen im psychischen Bereich verhindern. Adobe Stock / Konstantin Hermann

Durch das rasche Eindringen von KI in die Arbeitswelt hat die Digitalisierung noch stärker an Bedeutung gewonnen. Digitale Prozesse beeinflussen fast alle Lebensbereiche und – wie meist bei neuen Entwicklungen – finden sich einerseits unrealistische Hoffnungen, andererseits aber auch starke Ängste. Aus der Sicht der Arbeitssicherheit müssen besonders potenzielle schädliche Auswirkungen im psychischen Bereich beachtet werden.

Neuer Wein in alten – und guten – Schläuchen

Die Arbeitswissenschaft kennt die Prinzipien, wie psychische Fehlbeanspruchungen entstehen: Belastung, als positive Herausforderung, ist notwendig, um zu wachsen. Ohne ausreichende Ressourcen kann es aber zu einer nicht mehr handhabbaren, überfordernden Situation kommen. Die Risiken durch die Digitalisierung müssen klar erkannt werden, was auch ein Ziel der Kampagne zum Thema Digitalisierung der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) ist.

Die Digitalisierung bietet einige potenzielle Vorteile, wie z. B. höhere Effizienz, Flexibilität, Einsparungen, Transparenz, mehr Kommunikation. Die andere Seite der Medaille ist: Effizienz ermöglicht auch, mehr zu arbeiten, und es kommt zu Arbeitsverdichtung. Flexibilität kann mehr scheinbaren Entscheidungsspielraum bieten, dies kann allerdings überfordernd sein und zu kritischen psychischen Folgen führen. Bei der Nutzung von KI sollte es nur um Unterstützung gehen und nicht um Überwachung – die dunkle Seite der Macht von KI. Bei starker Anwendung von KI könnte es auch zu einem Abbau von Kompetenzen kommen. Es ist daher verständlich, wenn in aktuellen Studien Ängste gegenüber einer KI-Nutzung geäußert werden. Diese nur kurz angerissenen Beispiele zeigen deutlich, dass die bewährten Prinzipien der Arbeitspsychologie weiterhin auch für das neue Thema Digitalisierung relevant sind.

Förderung der Gesundheit im Fokus

Arbeit hat neben der finanziellen Basis eine bedeutende Rolle für Menschen: Sie kann Sinn geben, die Gemeinschaft fördern, Status bestätigen – ein Wachstum ermöglichen. Es gilt daher: Die Belastung in der Arbeitswelt soll persönlichkeitsförderlich sein und nicht zu einer Fehlbeanspruchung führen. Die Arbeits- und Organisationspsychologie ist im Besonderen gefordert, die kritischen Aspekte von Digitalisierung und KI zu identifizieren und Lösungen anzubieten. Digitalisierung kann uns mehr Zeit geben: Diese Zeit sollte genutzt und nicht neu gefüllt werden.
Euphorie einerseits und Schreckensszenarien andererseits sind nicht gerechtfertigt. Digitalisierung und KI kommen, und es liegt an uns, die Arbeits- und Lebenswelt weiterhin positiv zu gestalten.

Magazin Gesunde Arbeit, 3/2024