Zum Hauptinhalt wechseln

Digitalisierung und psychische Gesundheit

Künstliche Intelligenz im Unternehmen ist derzeit in aller Munde. Neben der Frage, wer denn von KI profitiert und was mit diesen Produktivitätsgewinnen passiert, wird auch viel über die Wirkung auf die Arbeitsbedingungen diskutiert. Der Arbeitsklima Index liefert dazu interessante Daten.

Durch die Integration von KI-Systemen in die Arbeitsprozesse steigen die Anforderungen an die Beschäftigten. Adobe Stock / reewungjunerr

Nahezu die Hälfte der Salzburger Beschäftigten schätzt die Frage, ob ihre derzeitige Tätigkeit zukünftig von einem Roboter oder einer Maschine ersetzt wird, als nicht wahrscheinlich ein. Dies deckt sich auch mit Daten der OECD (OECD Employment Outlook, 2023), wonach mehr als 50 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass künstliche Intelligenz keinen Effekt auf ihre Arbeit haben wird. Dies lässt den Schluss zu, dass KI noch nicht wirklich im Arbeitsalltag der meisten Menschen angekommen ist. Digitalisierung im Allgemeinen hingegen schon: So sehen wir aus den Daten des Arbeitsklima Index Salzburg, dass gerade die permanente Erreichbarkeit der Arbeitnehmer:innen zu zunehmendem Stress führt (62 Prozent).

Psychischer Stress durch Innovation

Psychischer Stress und Innovationsstress – darunter wird durch veränderte Anforderungen an die Arbeitnehmer:innen verursachter Stress verstanden – steigen laut Daten des Arbeitsklima Index seit 2018 kontinuierlich an. Dieses Empfinden entsteht aus Erfahrungen von Zeitdruck, Arbeitsdruck sowie durch psychisch aufreibende Arbeit. Knapp jede bzw. jeder Dritte (31 Prozent) leidet unter Zeitdruck, jeweils rund ein Viertel der Befragten spricht davon, dass sie ihre Arbeit psychisch aufreibt (24 Prozent) und dass sie aufgrund ständigen Arbeitsdrucks keine Zeit haben, zu verschnaufen (25 Prozent).

KI lässt Anforderungen steigen

Die zunehmende Digitalisierung in Form von Integration künstlicher Intelligenz in die Arbeitsprozesse lässt die Anforderungen an die Beschäftigten vielfältiger werden. Welche Szenarien könnten in Zukunft eintreten und welche Fragen stellen sich dabei?

  • KI wird eine weitere Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit zur Folge haben. Konzentrationsanforderungen, KI-gesteuerte Taktung, häufig als Technostress bezeichnet, nehmen zu.
  • Die Gestaltbarkeit und der Gestaltungsbedarf von Arbeitsbedingungen mit KI sind nicht präsent. Gemacht wird das, was technisch möglich ist, nicht das, was die Menschen entlastet.
  • Jobs werden nicht verschwinden, aber die Aufgaben werden komplexer. Wie können wir aber trotzdem sicherstellen, dass alle Menschen diese Entwicklungen meistern?
  • Routinetätigkeiten werden durch die KI erledigt, der Mensch übernimmt eher anspruchsvolle Teiltätigkeiten. Wie können wir für zwischenzeitliche Entlastung sorgen und dafür, dass die Jobs mit KI für viele Menschen zugänglich sind?

Entlastung oder Belastung?

Bei der Einführung von KI-Systemen wird oftmals von einer schleichenden Arbeitsverdichtung und einer erhöhten psychischen Arbeitsbelastung berichtet. Bis diese Systeme eine wirkliche Entlastung bringen, steigen die Anforderungen sehr stark – steht das dafür? Deshalb ist sehr konkret zu überlegen: Was bringen KI-Systeme wirklich und auf welche Aspekte der Arbeitsausführung haben sie tatsächlich Wirkung?

Magazin Gesunde Arbeit, Salzburg-Ausgabe 2/2024