Psychische Risiken der Digitalisierung im Fokus
Die zunehmende und sich beschleunigende Digitalisierung der Arbeitsplätze birgt Chancen, aber auch Risiken. Diese sind vielfältig und müssen auf der Agenda der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen stehen – inklusive wirksamer Schutzmaßnahmen!
Die fortschreitende Digitalisierung am Arbeitsplatz verändert viele Aspekte des Arbeitslebens und beschleunigt das Arbeitshandeln. Den damit einhergehenden psychischen Belastungen wird von vielen Betrieben jedoch oft nur unzureichend Aufmerksamkeit geschenkt. Psychische Risiken durch Digitalisierung sind Teil der Arbeitsplatzevaluierung. Es gilt: Zeigen sich Gefahren, sind wirksame Schutzmaßnahmen zu setzen.
Psychische Belastungen und digitaler Stress
Welche psychischen Belastungen gehen typischerweise mit digitaler Arbeit einher und können Gefahren („Digitaler Stress“) verursachen? Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik, der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und der BF/M-Bayreuth (2020) nennt beispielhaft zwölf Belastungsfaktoren digitaler Arbeit:
- Leistungsüberwachung: Technische Einrichtungen ermöglichen das Erfassen von Leistungsdaten und den Vergleich zwischen Beschäftigten – es entsteht ein Gefühl von konstanter Überwachung und Bewertung.
- Gläserne Person: Wenn Beschäftigte Bedenken haben, dass die Verwendung digitaler Technologien die Privatsphäre verletzt, führt dies zum Gefühl einer „gläsernen Person“.
- Unzuverlässigkeit: Fehlerhafte digitale Systeme erzeugen das Gefühl, dass man sich nicht auf sie verlassen kann, und erzeugen ein „Stressgefühl“.
- Unterbrechungen: Ständige Benachrichtigungen durch E-Mail und Co. stören die Konzentration.
- Überflutung: Größere Mengen an Informationen erzeugen das Gefühl von Beschleunigung und Zunahme von Arbeit.
- Omni- und Dauerpräsenz: Durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben entsteht das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und der Erwartung der Notwendigkeit kürzerer Reaktionszeiten.
Weiters werden die Nicht-Verfügbarkeit von Technologien, Verunsicherung, Rollenunklarheit, die hohe Komplexität digitaler Technologien, Jobunsicherheit sowie mangelnde Erfolgserlebnisse als Belastungsfaktoren angeführt.
Folgen von digitalem Stress
Studien zeigen eine Vielzahl digitaler Stressfolgen: Probleme, von der Arbeit abschalten zu können, geringere Leistung oder vermehrte Unzufriedenheit sind dann die Folgen. Nicht zuletzt kann dies zu Verminderung von Produktivität, geringerer Bindung an den/die Arbeitgeber:in, schlechterer Work-Life-Balance oder erhöhtem Burn-out-Risiko führen.
Prävention im Fokus
So vielfältig wie die Folgen sind auch die möglichen Schutzmaßnahmen vor digitalem Stress. Beispiele sind die Implementierung zuverlässiger – auf die Tätigkeit abgestimmter – Technologien, verlässliche Datenschutzkonzepte, Einbeziehung der Arbeitnehmer:innen bei der Planung und Gestaltung digitaler Arbeit, klare Vereinbarungen zur Erreichbarkeit und eine transparente Betriebs- und Führungskultur.
Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 2/2024