Ergonomisch arbeiten mithilfe von künstlicher Intelligenz?
Forschungsergebnisse zeigen, dass höhenverstellbare Tische nicht immer auf die optimale Körperhaltung eingestellt werden. In einem Forschungsprojekt entwickelt die TU Wien einen KI-gesteuerten Montagetisch, der die Tischhöhe jeweils optimal an die Arbeitnehmer:innen anpasst.
Die Anpassung von Arbeitssystemen an die Menschen ist eine Zielsetzung der Ergonomie seit dem 19. Jahrhundert. Die Sicherstellung von Produktivität und Arbeitskomfort spielt dabei eine zentrale Rolle, allen voran in der Montage, wo menschliche Arbeit nach wie vor unerlässlich ist.
Eine wesentliche Herausforderung stellt dabei die hohe Varianz der Arbeitstätigkeiten dar. Was für eine Tätigkeit optimal ist, kann bei anderen Tätigkeiten zu ungünstigen Körperposen und unergonomischer Arbeitsweise führen. Beispielsweise erfordert das Handling schwerer Werkstücke eine niedrige Tischhöhe, um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten und Belastungen im Rückenbereich zu vermeiden. Für Tätigkeiten mit hohen Präzisionsanforderungen sollte die Tischhöhe höher eingestellt werden, um auch Feinheiten zu erkennen und eine Überbeugung des Nackens möglichst zu vermeiden.
Immer die richtige Arbeitshöhe
Adaptive Arbeitssysteme sind Systeme, die sich dynamisch an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen anpassen, um sie bestmöglich bei der Arbeit zu unterstützen. Die voranschreitenden Entwicklungen im Bereich von künstlicher Intelligenz (KI) und Digitalisierung ermöglichen nun erste Umsetzungen dieses Zukunftskonzeptes. Bevor neuartige Technologie eingesetzt wird, ist es jedoch wichtig, deren Chancen und Risiken zu verstehen.
Im Forschungsprojekt Assist-to-Produce (A2P), das im Rahmen des FFG-Programms „Produktion der Zukunft“ gefördert wird, werden adaptive Arbeitssysteme erforscht und deren Gebrauchstauglichkeit wird untersucht. Ein Beispiel dafür ist der Abraka-Assembly-Tisch, dessen Höhenverstellung von einer KI gesteuert wird. Dabei wird eine Kamera verwendet, welche die jeweils aktuelle Körperpose auf ergonomische Risiken einschätzt. Abhängig davon stellt sich der Tisch auf die optimale Höhe ein. Die Beschäftigten können sich jederzeit gegen die Höhenanpassung entscheiden, dann werden Hinweise angezeigt, um auf unergonomische Körperposen aufmerksam zu machen.
Technik für Menschen
Der Abraka-Assembly-Tisch wird ab Frühjahr 2025 in der Montage des Projektpartners Siemens Mobility GmbH getestet. Durch das Projekt möchte die TU Wien gemeinsam mit der Abteilung für Digitalisierung bei Siemens Mobility neue Erkenntnisse zu menschzentrierten Arbeitssystemen erforschen und Lösungen erproben, um Arbeitnehmer:innen länger gesund zu halten.
Magazin Gesunde Arbeit 1/2025, Stamm-Ausgabe