Genderfokus am Weltfrauentag
Der Internationale Frauentag am 8. März lenkt die Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen und Ungleichheiten, denen Frauen in der Arbeitswelt ausgesetzt sind. Aktuelle Entwicklungen wie die Zunahme von Telearbeit und die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt haben neue Risiken für Frauen geschaffen, die bisher unzureichend adressiert wurden. Ein Bericht des Europäischen Gewerkschaftsbundes (ETUC) zeigt auf, dass ein Fokus auf Gesundheit und Sicherheit von Frauen im Arbeitnehmer:innenschutz dringend notwendig ist.
Telearbeit und hybride Arbeitsmodelle haben sich fest etabliert. Für Frauen, die oft in Berufen mit hohem Anteil an digitaler Arbeit tätig sind, ergeben sich hier jedoch spezifische Risiken. Die zusätzliche Belastung durch unbezahlte Sorgearbeit führt zu einer deutlichen „Zeitarmut“, die die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erschwert. Studien zeigen, dass Frauen häufiger unter langen Arbeitszeiten und schlechter Arbeitszeitqualität leiden, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Frauen in frauendominierten Berufen sind zudem spezifischen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Langes Stehen, repetitive Bewegungen und das Heben von Personen sind typische Belastungen im Gesundheits- und Bildungssektor. Hinzu kommen Risiken durch chemische und biologische Substanzen, die in Reinigungs- und Pflegeberufen verwendet werden.
Gewalt am Arbeitsplatz: Ein wachsendes Problem
Frauen sind weiterhin überproportional von Gewalt am Arbeitsplatz betroffen. Insbesondere in frauendominierten Sektoren wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem Einzelhandel und der Gastronomie nimmt die Gewalt zu. Hinzu kommt, dass häusliche Gewalt zunehmend zu einem Arbeitsplatzthema wird, da wirtschaftliche Abhängigkeiten die Verbindung zwischen privater und beruflicher Sphäre verstärken. Ein aktuelles zweijähriges Projekt des ÖGB, gefördert vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, setzt genau hier an: Unter dem Titel „Wege aus der Gewalt – aktiv mit Betriebsratsarbeit gegen häusliche Gewalt“ werden gemeinsam mit Männer- und Frauenberatungsstellen Unterstützungsangebote für Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen entwickelt, um Kolleg:innen dabei zu helfen, aus Gewaltsituationen auszubrechen. Das Projekt bietet auch praktische Ansätze, wie Betriebe eine Kultur der Gewaltfreiheit fördern und präventiv gegen Gewalt vorgehen können.
Genderbrille bei Schutzmaßnahmen
Arbeitnehmer:innenschutzrichtlinien berücksichtigen die geschlechtsspezifischen Risiken von Frauen oft unzureichend. Frauen haben weniger Kontrolle über ihre Arbeitszeiten und sind stärker von arbeitsplatzbezogenen psychosozialen Belastungen betroffen. Diese Ungleichheiten wirken sich auf ihre Gesundheit aus. Gleichzeitig muss in die Forschung zur geschlechtsspezifischen Dimension von Maßnahmen zum Arbeitnehmer:innenschutz und zur Erhaltung der Gesundheit investiert werden.
Magazin Gesunde Arbeit 1/2025, Stamm-Ausgabe