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Überladen und überlastet: Die Schattenseiten der Paketlogistik

In der Weihnachtszeit herrscht Hochsaison in der Paketlogistik, doch die rasche Lieferung hat einen Preis: Geflüchtete oder zugewanderte Arbeitnehmer:innen arbeiten unter großem Druck und schlechten Arbeitsbedingungen. Eine neue Studie der Uni Wien zeigt die prekären Arbeitsbedingungen in Verteilzentren und bei der Paketzustellung.

Der hohe Arbeits- und Zeitdruck in Verteilzentren und bei der Zustellung, verstärkt durch digitale Arbeitssteuerung und -kontrolle, führt zu gesundheitlichen Belastungen und permanenter Erschöpfung der Arbeiter:innen. Adobe Stock - SayLi

Weihnachtszeit ist die Zeit für Geschenke – und damit herrscht in der Paketlogistik jetzt Hochsaison. Jede und jeder von uns erwartet, dass Lieferungen so schnell wie möglich ankommen. Aber wer den Preis dafür zahlt, ist uns als Konsument:innen wohl nicht immer bewusst. Es sind immer häufiger geflüchtete oder zugewanderte Arbeitnehmer:innen, die unter großem Druck stehen und oft unter extrem schlechten Bedingungen arbeiten müssen.

Die von der AK Wien geförderte Studie „Es ist eine Pyramide – der Druck kommt von oben nach unten. Fragmentierte Beschäftigung migrantischer Arbeitnehmer:innen in der Paketlogistik“ der Uni Wien konzentriert sich auf die oft prekären Arbeitsbedingungen und Lebenslagen von migrantischen Beschäftigten in Verteilzentren und bei der Zustellung von Paketen.

Die Ergebnisse der Studie decken sich mit den Erfahrungen aus der Beratung der AK Wien. Die überproportional hohe Anzahl von Beschäftigten des Kleintransportgewerbes, die sich 2022 an die AK wandten, zeigt deutlich: In unseren Paketen stecken oft Ausbeutung und Missstände.

Zentrale Erkenntnisse der Studie

  • Fragmentierung der Beschäftigung: Die Paketlogistikbranche zeichnet sich durch eine starke Auslagerung an Subunternehmen und den Einsatz von Leiharbeit aus. Dies führt unsicherer Beschäftigung, Aufspaltung von Belegschaften und Lücken in der Arbeitnehmer:innenvertretung.
  • Auswirkungen der Liberalisierung: Die schrittweise Liberalisierung des Postmarktes seit den 1990er Jahren hat zu einem enormen Preisdruck und einer starken Konkurrenz geführt, trotz technologischer Fortschritte bleibt die Branche arbeitsintensiv.
  • Herausforderungen in der Durchsetzung von Rechten: Trotz Arbeitskräftemangels können Beschäftigte nur eingeschränkt bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen, auch aufgrund von Lücken in der Durchsetzung von Arbeitsrechten durch die zuständigen Institutionen.
  • Mehrfache Prekarität: Migrantische Arbeitnehmer:innen, insbesondere aus Drittstaaten, erleben „multiple Prekarität“ durch ökonomischen Druck, unsicheren Aufenthaltsstatus, fehlende Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und mangelnde Kenntnisse über österreichisches Arbeitsrecht.
  • Arbeitsdruck und Erschöpfung: Der hohe Arbeits- und Zeitdruck in Verteilzentren und bei der Zustellung, verstärkt durch digitale Arbeitssteuerung und -kontrolle, führt zu gesundheitlichen Belastungen und permanenter Erschöpfung der Arbeiter:innen.

In der detaillierten Unterlage der Pressekonferenz finden Sie noch Infos zu folgenden Punkten:

  • Der österreichische Paketmarkt
  • Zitate befragter Arbeiter:innen aus der Studie
  • Problemfelder im Kleintransportgewerbe in der AK Beratungspraxis
  • Arbeitnehmer:innen brauchen besseren Schutz

AK Wien