Frauen im Fokus von Hitzebelastungen und Schutzmaßnahmen
In den letzten Jahren haben Bündnisse aus Gewerkschafts- und Klimabewegung die Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitswelt und die gesundheitlichen Folgen von Hitzebelastungen verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt – mit Erfolg. Doch die Hitzebelastungen insbesondere in von Frauen dominierten Branchen liegen leider noch unter der öffentlichen Aufmerksamkeitsschwelle.
Für Hitze am Arbeitsplatz gilt Ähnliches wie für die Betroffenheiten durch die Klimakrise im Allgemeinen: Wen diese Belastungen wie stark treffen ist auch eine soziale Frage. Wetterextreme sind also nicht für alle zwingend ein (großes) Problem, sondern es ist abhängig davon, wie stark jemand exponiert ist und welche Möglichkeiten jemand hat, sich davor zu schützen. Frauen sind nicht grundsätzlich hitzesensitiver als Männer, sie sind aufgrund unterschiedlicher struktureller Benachteiligungen allerdings häufiger von Hitze betroffen.
Spezifische Herausforderungen
Frauen berichten von Arbeitskleidung, die oft aus minderwertigem, synthetischem Material besteht, keine gute Passform hat und das Schwitzen fördert. Im Gesundheitsbereich verschärft zum einen die notwendige und wichtige Schutzkleidung, aber auch die teils schwere körperliche Tätigkeit die Belastung, was zu Atembeschwerden und Konzentrationsschwierigkeiten führen kann. In Gesundheits- und Sozialberufen tragen Frauen zusätzlich die Verantwortung für andere. Da Hitze auch das Stress- und damit Aggressionslevel steigen lässt, kann es zu Gereiztheit unter Klient:innen und Patient:innen kommen, was die Belastungen weiter erhöht. An manchen Arbeitsplätzen ist es aber so heiß, dass auch die beste Kleidung nur wenig hilft, wie zum Beispiel in der Wäscherei oder in schlecht isolierten Produktionshallen.
Ein weiteres Problem ist der Zugang zu sanitären Anlagen. Frauen, die unterwegs arbeiten, zum Beispiel in der mobilen Pflege oder im öffentlichen Verkehr, haben oft Schwierigkeiten, geeignete Toiletten zu finden, was dazu führt, dass sie weniger trinken, um Toilettengänge zu vermeiden. Gerade im Kontext großer Hitzebelastungen stellt diese Bewältigungsstrategie jedoch ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko dar.
Die Hitze-Sorge-Spirale
Neben bezahlter Arbeit leisten Frauen häufig den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Die steigende Hitze macht körperliche Tätigkeiten anstrengender und erhöht den Betreuungsbedarf von Kindern und älteren Angehörigen. Besonders betroffen sind Frauen aus sozialen Klassenlagen mit geringeren Möglichkeiten zur Hitzeabwehr, z. B. durch schlecht isolierte Wohnungen.
Notwendige Maßnahmen setzen
In einer aktuellen Studie von Arbeiterkammer und FORBA geben 61,3 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden an, dass die Beschäftigten ihrer Betriebe zunehmend von Hitze betroffen sind. Diesen Veränderungen muss zukünftig Rechnung getragen werden. Es braucht eine Nachschärfung auf rechtlicher Ebene, Förderung baulicher Maßnahmen, einen adäquaten Fokus bei der Evaluierung und geeignete präventive Maßnahmen, damit gesundheitliche Risiken durch Hitzebelastungen gesenkt werden.
Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 3/2024