Wie mit Tod und Trauer am Arbeitsplatz umgehen?
Eine Kollegin ist tödlich verunglückt. Ein Kollege hat sich das Leben genommen. Ein Teammitglied betrauert einen Todesfall in der Familie. All diese Ereignisse schockieren, machen sprachlos, traurig und verunsichern. Was ist in diesen Fällen im Betrieb zu tun? Was ist richtig, was falsch?
Es gibt keine Trauer-Checkliste, die man im Ernstfall einfach abarbeiten kann. Trotzdem hilft es, einen Krisenplan zu haben. Deshalb hat die Gewerkschaft vida gemeinsam mit dem Verein Rundumberatung, der Gewerkschaft GÖD und der Österreichischen Beamtenversicherung (ÖBV) einen Trauer-Ratgeber herausgegeben. Darüber hinaus hat vida gemeinsam mit der Rundumberatung eine Muster-Betriebsvereinbarung für den Umgang mit Trauerangelegenheiten ausgearbeitet. Die Muster-Betriebsvereinbarung beinhaltet vorformulierte Vereinbarungen und unterstützt BetriebsrätInnen dabei, diese auf den eigenen Betrieb anzupassen. Und wir bieten eine Ausbildung zur Trauervertrauensperson an.
Wenn Todes- und Trauerfälle im Arbeits- oder privaten Umfeld auftreten, die dazu führen, dass die Ausübung der Arbeit nicht mehr möglich ist und/oder die Teilnahme an der Gemeinschaft sowie das eigene Wohlbefinden dadurch beeinträchtigt werden, ist es angeraten, sich an eine Vertrauensperson, in diesem Falle an die Trauervertrauensperson, zu wenden.
Trauervertrauensperson
Hauptaufgaben von Trauervertrauenspersonen sind die Unterstützung und Begleitung in diesen schwierigen Situationen und Phasen sowie die Beratung der Firmenleitung und der Betriebsrätinnen und Betriebsräte. Trauervertrauenspersonen beraten und stehen zur Seite, wenn es Gesprächsbedarf nach einem Todesfall oder nach persönlichen Krisen wie einer Trennung oder Scheidung gibt. Die Trauervertrauenspersonen-Ausbildung, durchgeführt durch unseren Kooperationspartner Rundumberatung, soll Kompetenzen erweitern, Möglichkeiten aufzeigen, aus einer scheinbar ausweglosen Situation herauszufinden, sowie Austausch im Umgang mit Verlust- und Trauererfahrungen möglich machen. Die Begegnungen mit den anderen KursteilnehmerInnen sind eine sinnvolle und wichtige Ergänzung, die von Wertschätzung und hoher Empathie geprägt ist.
Keine Krankheit, sondern harte Arbeit
Daher: Trauer ist keine Krankheit! Trauer ist die normale Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person. Doch in der Arbeitswelt gilt Trauer oft als Tabu. Wenn überhaupt, wird sie zu oft als Störung wahrgenommen, als lästiger Zwischenfall. Die Trauer soll zu Hause bleiben, fordern nicht selten ArbeitgeberInnen. Unsere emotionalen Zustände sollen keine negativen Auswirkungen auf unsere Arbeitsleistung haben. Doch wer trauert, leistet bereits harte Arbeit, und zwar 24 Stunden am Tag – nämlich Trauerarbeit! Es muss und sollte daher in unser aller Interesse liegen, Trauerfälle und Trauerprozesse in Unternehmen und Organisationen verantwortungsvoll, sensibel und vorausschauend zu behandeln. Trauer braucht Raum – auch im Arbeitsumfeld. Wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind schließlich keine Maschinen!
Magazin Gesunde Arbeit 3/2022