Emotionsarbeit in der Pflege
Im Zentrum der Pflegearbeit steht die Gestaltung von Beziehungen. In einer wirtschaftlich dominierten Pflegewelt wird dieser Blickpunkt nicht beachtet. ArbeitnehmerInnen drohen zwischen den Wünschen der PatientInnen bzw. HeimbewohnerInnen und den Anforderungen der ArbeitgeberInnen zerrieben zu werden – dem gilt es vorzubeugen.
ArbeitgeberInnen haben eine Fürsorgepflicht, die u. a. dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz entspringt. Dieser kommen sie nach, indem sie mit den Präventivfachkräften (ArbeitsmedizinerInnen und Sicherheitsfachkräfte) die Arbeitsabläufe gestalten. Meist ist auch arbeitspsychologische Unterstützung nötig. Pflegende können bei guten Arbeitsbedingungen mit Emotionsmanagement die Anforderungen der Pflege erfüllen und Belastungen kompensieren.
Eine Dreiecksbeziehung: Pflege, PatientIn, Angehörige
In der Pflege ist das tägliche Arbeitspensum hoch, neben Körperpflege geht es auch um medizinische Behandlung. Darüber hinaus ist in der zwischenmenschlichen Arbeit Einfühlungsvermögen und Verständnis nötig. Neben PatientInnen oder BewohnerInnen in Heimen gibt es auch noch Angehörige, die Ansprechpersonen einfordern und Informationen zur Situation haben wollen.
Welche Situationen sind kritisch?
Ein Todesfall oder eine schlechte Diagnose bringt Menschen in eine sensible Situation. Bedürfnisorientierte Kommunikation kann man z. B. mit Kommunikationsleitfäden üben. Dabei ist an Informationsasymmetrien (nicht alle verfügen über dieselben Informationen) zu denken. Die Körpersprache kann bei der Einschätzung von Situationen hilfreich sein. Auch Grenzen klar aufzuzeigen ist wichtig. Wertschätzung entsteht dann durch Sicherheit und Vertrauen. Eine Vertrauenskultur steigert die Zufriedenheit des Personals und der PatientInnen, die Kooperation ist besser. Das verkleinert das Potenzial für Konflikte und sorgt für eine entspanntere Atmosphäre am Arbeitsplatz. Auch für PatientInnen hat dies förderliche Auswirkungen auf deren Gesundheit. Faktoren in Zusammenhang mit Empathie sind Achtsamkeit und Reflexion.
Was müssen ArbeitgeberInnen tun?
Zuallererst ist erforderlich, dass die Arbeitsstätten passend gestaltet sind und die Betriebe mit ausreichend Personal ausgestattet sind. Mithilfe von Supervision in der Gruppe fällt es ArbeitnehmerInnen womöglich leichter, Abstand von unfreundlichen Kommentaren mancher Angehöriger zu gewinnen. Das Wissen um eine Führung, die hinter den ArbeitnehmerInnen steht, kann bei aggressiven PatientInnen Entlastung bieten. Emotionen zu unterdrücken schlägt sich auf Dauer auf die Gesundheit. Im Konfliktfall einen Kollegen/eine Kollegin dazu zu rufen, kann entlasten. Konfliktmanagement lässt sich auch trainieren. Reaktionen für den Krisenfall geübt zu haben und vorbereitet zu sein mit Maßnahmenplänen – das ist wichtig, um Sicherheit zu haben und um über Instrumente für den Umgang mit den unterschiedlichsten Situationen zu verfügen. Diese Vorbereitung soll nicht Angst machen, sondern die Handlungsmöglichkeiten der ArbeitnehmerInnen erweitern, damit diese gesund aus der Arbeit gehen können.
Magazin Gesunde Arbeit 4/2021