Arbeitsinspektions-Schwerpunkt zum Nutzen des Arbeitnehmer:innenschutzes
Was bringt Arbeitnehmer:innenschutz eigentlich den Beschäftigten, den Unternehmen und der Gesellschaft?
Humanitärer Nutzen
Arbeitnehmer:innen sind vor Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen zu schützen, um menschliches Leid zu verhindern und Lebensqualität zu gewährleisten. Für eine demokratische Gesellschaft hat dieser Nutzen oberste Priorität und ist in zahlreichen Gesetzestexten und Übereinkommen verankert.
Die Arbeitsunfallrate hat sich in Österreich in den letzten 40 Jahren um mehr als die Hälfte reduziert. Das zeigt, dass hier Fortschritte gemacht wurden. Gleichzeitig werden arbeitsbedingte Erkrankungen immer relevanter. Ca. 13 Prozent aller Erwerbstätigen im Alter von 15 – 74 Jahren haben zumindest ein arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem (meistens Rückenprobleme), 83 Prozent von ihnen sind dadurch im Alltagsleben beeinträchtigt (2020).
Gesellschaftlicher Nutzen
Hohe Sicherheitsstandards auf Arbeitsplätzen bieten langfristig Wettbewerbsvorteile und tragen dazu bei, dass Folgekosten von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen gesenkt werden. So können auch Kosten im Gesundheitswesen reduziert werden.
Studien bestätigen den Zusammenhang zwischen verbesserten Arbeitnehmer:innen–Schutzmaßnahmen eines Landes und geringerer arbeitsbedingter Sterblichkeit und arbeitsbedingtem Krankenstand. Präventionsmaßnahmen reduzieren somit auch gesellschaftliche Kosten und tragen zum Wohlstand bei. Die Kosten der Auswirkungen arbeitsbedingter Erkrankungen und Unfälle werden für Österreich auf ca. 9,9 Mrd. EUR (ca. 2,9 Prozent des BIP) pro Jahr geschätzt (2020). Zusammensetzung der Kosten gemäß dem Bottom-Up-Modell:
- Direkte Kosten: 9,6 Prozent (Behandlungskosten)
- Indirekte Kosten: 64,8 Prozent (entgangene Wertschöpfung, Anpassungskosten, Einkommensverluste etc.)
- Intangible Kosten: 25,6 Prozent (Verluste an Lebenszeit und Lebensqualität)
Den Großteil der Kosten müssen dabei die Arbeitnehmer:innen tragen.
Betrieblicher Nutzen
Arbeitgeber:innen haben in der Regel ein fundamentales Interesse daran, dass ihre Beschäftigten gesund und damit arbeitsfähig bleiben. Maßnahmen des Arbeitnehmerschutzes haben auch einen belegten ökonomischen Nutzen für Betriebe aufgrund geringerer Krankenstandstage, höherer Produktivität und gestiegener Zufriedenheit.
Jeder in betriebliche Prävention investierte Euro kommt in der Regel mehr als doppelt zurück. Laut einer umfangreichen Studie aus Deutschland liegt der Return on Prevention (ROP) bei Investitionen in den betrieblichen Arbeitnehmer:innen- und Gesundheitsschutz bei 2.2 EUR. Grund dafür sind z. B. gestiegene Motivation bzw. Zufriedenheit der Beschäftigten, besseres Image und Kosteneinsparungen durch vermiedene Betriebsstörungen. Die Einbindung von Arbeitnehmer:innen erhöht in der Regel die Wirksamkeit.
Gesetzlicher Nutzen
Unternehmen sind verpflichtet, gesetzliche Vorgaben des Arbeitnehmer:innenschutzes einzuhalten. Diese Gesetze zielen darauf ab, ein einheitliches Regelwerk zu schaffen, damit sich der humanitäre, gesellschaftliche und betriebliche Nutzen entfalten kann. Die Arbeitsinspektion kontrolliert die Einhaltung dieser Gesetze, damit Bedingungen für Betriebe fair, gerecht und planbar sind.
Die europaweite ESENER-Umfrage erhebt regelmäßig folgende Frage: „Wie wichtig sind österreichischen Betrieben folgende Gründe, um sich mit Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes zu befassen?“
Kurz gesagt:
Die Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen und Arbeitsunfälle verhindert nicht nur menschliches Leid und Verlust an Lebensqualität, sondern erhöht auch die Arbeitsfähigkeit und die Produktivität. Dadurch trägt wirksamer Arbeitnehmer:innenschutz wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg eines Landes und von Betrieben bei. Arbeitnehmerschutzgesetze und deren Überwachung durch die Arbeitsinspektion sorgen dafür, dass der Schutz von Arbeitnehmer:innen in allen Betrieben unter fairen Bedingungen erfolgen kann.
Aussendung der Arbeitsinspektion