Verkürzung der Arbeitszeit – auch im Sinne der Gesundheit
Die Arbeitszeitdauer hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der Arbeitnehmer:innen. Aktuelle arbeitswissenschaftliche Untersuchungen zeigen vielfältige positive Auswirkungen verkürzter Arbeitszeiten auf.
Die Gestaltung von Arbeitszeit ist eine wichtige Stellschraube für die Aufrechterhaltung der physischen und psychischen Gesundheit der Beschäftigten. Neben Lage, Verteilung, Stabilität, Planbarkeit oder Dispositionsspielräumen ist hier auch die Dauer von Arbeit ein zentraler Faktor. Diese bestimmt nicht nur, wie lange jemand einer Arbeitsbelastung ausgesetzt ist, sondern etwa auch wie viel Zeit für die notwendige Erholung verfügbar ist – eine ungünstige Gestaltung kann daher mit Gesundheitsbeeinträchtigungen einhergehen. So sind die Folgen überlanger Arbeitszeiten ebenso bekannt wie gut belegt: Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Stoffwechselerkrankungen, ein höheres Krebsrisiko, Muskel-Skelett-Erkrankungen, ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen oder sogar eine höhere Sterblichkeit sind Beispiele hierfür.
Arbeitszeitverkürzung wirkt positiv auf Gesundheit
Zunehmend widmen sich arbeitswissenschaftliche Studien nun auch dem Einfluss verkürzter Arbeitszeiten (bei gleichbleibender Bezahlung) auf die Gesundheit, wobei der Verkürzungsumfang über die Untersuchungen hinweg variiert.
So verdeutlicht ein Review (Jansen-Preilowski, Paruzel und Maier, 2020) zum Zusammenhang von Arbeitszeitverkürzung und psychischer Gesundheit, dass eine verkürzte Arbeitszeit zu einer Verringerung von arbeitsbedingten Belastungen bei den Beschäftigten beiträgt. Bei einem Großteil der betrachteten Studien waren positive Auswirkungen auf Work-Life-Balance, Erholung, gesundheitsförderndes Verhalten, psychische Gesundheit sowie Stresswahrnehmung feststellbar. Laut den Autor:innen ist es wichtig, dass einer Verdichtung von Arbeit entgegengewirkt wird und eine gute Planung erfolgt. Karhula et al. (2023) zeigen eine verbesserte wahrgenommene Schlafqualität (einschließlich Schlafdauer) und Work-Life-Balance sowie verringerte arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen bei um 20 bis 25 Prozent verringerten Arbeitszeiten. Voglino, Savatteri, Gualano et al. (2022) weisen ebenfalls auf die Verbesserung von Schlafgewohnheiten, weniger Stress und eine bessere Qualität des Arbeitslebens hin. Auch eine österreichische Studie (Arlinghaus, Vetter, Gärtner, 2023) mit Fokus auf einer Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden zeigt, dass kürzere Arbeitszeiten zu positiven Effekten bei Work-Life-Balance und Gesundheit führen können – und das auch langfristig.
Prävention von Gesundheitsrisiken
Die positiven Auswirkungen verkürzter Arbeitszeiten bei gleichbleibender Bezahlung haben jedoch nicht nur Vorteile für die Beschäftigten – auch Arbeitgeber:innen profitieren etwa durch weniger Krankenstände, mehr Arbeitszufriedenheit, geringere Fluktuation oder höhere Arbeitgeber:innenattraktivität.
Magazin Gesunde Arbeit, Ausgabe 4/2024