Doch nur ein Traum vom großen Raum …
Großraumbüros galten lange als ein Bürokonzept der Zukunft. Heute zeigt sich jedoch immer klarer: Die verheißungsvollen Versprechungen vom perfekten Arbeitsumfeld und mehr Produktivität halten dem Realitätscheck nicht stand.
Großraumbüros – kein/keine ArbeitnehmerIn schätzt sie uneingeschränkt, vielen sind sie zuwider. Auch der Nutzen dieser Büroform – manchmal sarkastisch als „Legebatterie für ArbeitnehmerInnen“ bezeichnet – ist umstritten. Dennoch: Rund 30 Prozent der Betriebe geben das Großraumbüro als überwiegende bzw. ausschließliche Büroform an (CA Immo Office Trends Monitor 2014).
Das Who’s who der Büros
Wann sprechen wir von einem Großraumbüro, und wie unterscheidet es sich von seinen kleineren Geschwistern? Hier die wichtigsten Merkmale in aller Kürze:
- Großraumbüros sind Zusammenfassungen von Büro- oder Bildschirmarbeitsplätzen. Die Grundfläche beträgt 400 m² oder mehr. Oft – aber nicht immer – sind sie durch Stellwände gegliedert.
- Gruppenbüros beinhalten meist bis zu 25 Büro- oder Bildschirmarbeitsplätze und bestehen aus mehreren fensternahen Raumeinheiten. Stellwände oder Raumgliederungssysteme grenzen diese klar voneinander ab.
- Zellenbüros sind Einzel- oder Mehrpersonenbüros. Zweitere umfassen bis zu sechs Büro- oder Bildschirmarbeitsplätze. Meist sind sie entlang der Fassade angeordnet und über einen gemeinsamen Flur zugänglich.
- Unter einem Kombibüro versteht man eine Kombination aus Zellenbüro und Großraumbüro. Jede/Jeder Beschäftigte werkt in „Arbeitskojen“, die um einen Gemeinschaftsraum (mit Besprechungsecken, Ablage, Teeküche u. a.) gruppiert sind.
Bürowelt ohne Grenzen – ein Traum …
Ein Blick zurück: „Erfunden“ wurden die Großraumbüros in den 1960er-Jahren – Türen und Wände sollten verschwinden, um die Kommunikation und Kooperation unter den Beschäftigten zu verbessern. Man träumte von mehr Kreativität, transparenteren Arbeitsabläufen und dem schnelleren und leichteren Fluss von Information. Starre Strukturen sollten flacheren Hierarchien weichen und die Räume rasch an wechselnde Anforderungen angepasst werden können. Ziel war es, und das war damals nicht anders als heute, die Produktivität der Beschäftigten zu steigern und die Kosten der Büroflächen zu senken.
… der zum Albtraum wurde
Der Traum vom grenzenlosen Bürolandschaftsparadies ist heute vielfach zum Albtraum verkommen: Ein hoher Geräuschpegel, dem, trotz ausgeklügelter Lärmkonzepte, oft nicht beizukommen ist, Streit über die Raumtemperatur, fehlendes Tageslicht an fensterfernen Arbeitsplätzen, ständige Arbeitsunterbrechungen sowie fehlende Privatsphäre und mehr Krankenstände beendeten in vielen Betrieben den schönen Traum vom großen Raum. Auch Studien zeigen: Das erwartete Mehr an Produktivität hält dem Realitätscheck nicht stand. Es ist Zeit aufzuwachen – das Großraumbüro als (Traum)fabrik der Zukunft hat ausgedient. Manchmal bleibt halt ein Traum das, was er ist – ein Traum eben.
Magazin Gesunde Arbeit 4/2019