Rauchen verboten, Durchatmen erlaubt
Rauchen zu dürfen war in Wiener Kaffeehäusern ebenso selbstverständlich wie die tägliche Zeitung und eine Melange auf dem Tisch. Kein Wunder, dass der Widerstand gegen die Neuregelung des NichtraucherInnenschutzes groß war. Doch Zahlen zeigen, wie wirksam das Rauchverbot vor Fein- und Ultrafeinstaub schützt.
Der 1. November 2019 war der Tag, der das Leben und Schaffen in der Wiener Gastronomie verändern sollte. Denn an diesem Tag trat das stark diskutierte, aktualisierte Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetz in Kraft, welches ein absolutes Rauchverbot in der gesamten Gastronomie vorsieht, unabhängig von der Art des Rauchens (Tabakzigarette, Shisha, E-Zigarette) und der Gattung der Lokale. Um den Effekt dieses Verbotes auf die gesundheitliche Belastung durch Fein- und Ultrafeinstaub zu untersuchen, wurde eine Studie des Zentrums für Public Health an der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Manfred Neuberger ins Leben gerufen.
Eine Undercover-Ermittlung
Für diese Studie wurden vier MedizinstudentInnen im Rahmen ihrer Diplomarbeiten rekrutiert. Zwei davon führten verdeckte Messungen von Fein- und Ultrafeinstaub vor dem 1. November 2019 in 40 zufällig gewählten Wiener Gastronomiebetrieben durch, jeweils im Nichtraucher- sowie im Raucherbereich. Die anderen beiden Studierenden wiederholten diese verdeckten Messungen einige Zeit nach Einführung des Rauchverbotes in denselben Lokalen und Räumlichkeiten zu den dokumentierten Wochentagen und Uhrzeiten. Jene erhobenen Werte wurden miteinander verglichen und statistisch ausgewertet. Schlussendlich zeigten sich erfreuliche Ergebnisse: In allen untersuchten Kategorien des Fein- und Ultrafeinstaubs präsentierten sich statistisch signifikante Abnahmen der Belastung in den ehemaligen Raucherbereichen.
Was ist das Fazit des ganzen Unterfangens?
Ultrafeinstaub (Durchmesser kleiner als 0,1 Mikrometer) und Feinstaub (kleiner als 60 Mikrometer) entstehen u. a. bei Verbrennungsprozessen wie Rauchen. Diese mikroskopisch kleinen Partikel im (Passiv-)Rauch gelangen über die Atemwege in den Körper, wo sie schwere Schäden anrichten können, von Herz-Kreislauf- über Atemwegserkrankungen bis hin zu Krebs. Je kleiner die Partikel sind, umso tiefer dringen sie in den Körper ein und umso gesundheitsschädlicher ist dies. Durch die Abnahme der Konzentration an Fein- und Ultrafeinstaub darf man nun in der Gastronomie erleichtert aufatmen: Weniger Fein- und Ultrafeinstaubbelastung bedeutet folglich weniger gesundheitliche Schäden, welche durch Rauch und Passivrauch ausgelöst werden, und ein sichereres Umfeld für sowohl Gäste als auch Personal. Da zahlt es sich aus, dass die obligate Zigarette neben der Melange durch eine sauberere Atemluft ersetzt und das ungezwungene Durchatmen wieder ermöglicht wurde.
Magazin Gesunde Arbeit 4/2021