Arbeit zwischen Urlaubsgefühlen und Gesundheitsgefahren
Eine Flugreise zu internationalen Destinationen vermittelt bei den meisten Menschen Urlaubsgefühl oder Vorfreude. Für die Beschäftigten in der Luftfahrt bildet dieses Umfeld die Rahmenbedingungen für ihre tägliche Arbeit. Was sich auf den ersten Blick nicht offenbart, sind jene gesundheitlichen Belastungen, denen sie dabei ausgesetzt sind.
Die öffentliche Wahrnehmung des Berufsbildes des fliegenden Personals vermittelt einen Traumberuf über den Wolken mit zahlreichen Vorteilen. In der Realität handelt es sich mittlerweile um ein höchst anspruchsvolles Tätigkeitsfeld mit vergleichsweise hohen Gesundheitsrisiken.
Studie über vorliegende Belastungen
Bisher fehlte es an einer fundierten arbeits- und umweltmedizinischen Darstellung. In einer von der AK Wien in Auftrag gegebenen Studie wurde die aktuelle wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der gesundheitlichen Belastungsfaktoren des fliegenden Personals in einer Übersichtsarbeit analysiert und zusammengefasst. Dazu erfolgte eine ausführliche systematische Literaturrecherche zu möglichen Belastungsfaktoren und Erkrankungen.
Ein Bündel unterschiedlicher Belastungen
Offensichtlich wurde, dass sich die Arbeitsbedingungen aufgrund der speziellen gesundheitlichen Belastungen sehr deutlich von anderen ArbeitnehmerInnengruppen unterscheiden. Denn anders als die Flugzeuge ist der menschliche Körper nicht an das Zurücklegen extrem langer Wegstrecken in so kurzer Zeit angepasst, was letztlich zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Zu den in Studien untersuchten Belastungen und Auswirkungen zählen Krebserkrankungen, Höhen- bzw. ionisierende Strahlung, die Störung des zirkadianen Rhythmus (Chronobiologie), Fehlgeburten, Infektionen und Lärm. Immer mehr zum Thema werden Stress- und Erschöpfungszustände, die Innenraumluftbelastung in der Kabine, aber auch Muskel- und Skeletterkrankungen. Auch BelegschaftsvertreterInnen beobachteten in den letzten Jahren eine Zunahme an teils schweren Erkrankungen speziell beim fliegenden Personal.
Muskel- und Skeletterkrankungen
Zahlreiche Studien zeigen bei FlugbegleiterInnen eine allgemein hohe Prävalenz für Beschwerden des Bewegungsapparates. Konkret handelt es sich um Belastungen an Füßen und Fußgelenken, des Lendenbereiches, des Nackens und der Schulter. Die Betroffenen führten diese Beschwerden hauptsächlich auf das lange Stehen mit wenigen Pausen, die berufliche Notwendigkeit, Schuhe mit hohen Absätzen zu tragen, und auf erhöhten Stress zurück. Ein weiterer Faktor ist zweifelsohne das wiederholte Heben schwerer Koffer mit dafür ungeeigneten Körperhaltungen oder Drehbewegungen.
Präventive Maßnahmen setzen
In der Studie wurden exemplarisch jene Gesundheitsfolgen ausführlicher dargestellt, die entweder häufig auftreten oder besonders schwerwiegend sind. Zu letzter Gruppe zählen zweifellos Krebserkrankungen. Aufgrund der Vielfalt an Belastungsfaktoren ist es aus arbeitshygienischer und arbeitsmedizinischer Sicht dringend notwendig, Maßnahmen zur Risikominimierung und zum Schutz vor Erkrankungen zu setzen.
Magazin Gesunde Arbeit 2/2021