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Das Herz bleibt stehen

Laut einer Studie aus Kanada ist ständiges Stehen im Job gefährlicher als ständiges Sitzen. Ständiges Stehen kann das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, verdoppeln. Dagegen gibt es jedoch einfache Hausmittel.

Banner Zubereitung Essen in Großküche © Gerhard Seybert, all rights reserved

Sitzen ist das neue Rauchen. Dieser Slogan hat in der Vergangenheit auf zwei ernste Gesundheitsgefahren aufmerksam gemacht: Sitzen schadet – und das Rauchen ohnehin. Empfehlungen, um dem Bewegungsmangel entgegenzutreten, reichen von „Bauen Sie Bewegung in Ihren Alltag ein!“ über „Gehen Sie eine Straßenbahnstation zu Fuß!“ bis zu „Nehmen Sie die Treppe, nicht den Lift!“. Vorwiegend erhielten die Empfehlungen jene, die ihren Arbeitstag hauptsächlich im Sitzen verbringen – sei es im Rahmen des Bürojobs, im Transportwesen (z. B. als TaxifahrerIn) oder an der Supermarktkasse.

Schlecht und schlechter

Bewegung zum Ausgleich von sitzender Tätigkeit wird seit Langem empfohlen. Dass aber stehende Tätigkeiten ein höheres Risiko bergen, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, das haben kanadische ForscherInnen in einer Langzeitstudie jetzt herausgefunden. Zu Beginn der Studie wiesen die ArbeitnehmerInnen keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Zwölf Jahre später zeigte sich bei 3,4 Prozent der insgesamt 7.320 ProbandInnen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Davon waren Männer (4,6 Prozent) häufiger betroffen als Frauen (2,1 Prozent). Die ProbandInnen waren in Berufen tätig, in denen sie mindestens fünfzehn Stunden in der Woche im Stehen gearbeitet hatten, z. B. als Koch/Köchin oder EinzelhandelsverkäuferIn. Erklärt wird die Entwicklung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen dadurch, dass sich das Blut bei lang andauerndem Stehen in den Beinen sammelt und es zu einer höheren Venenspannung kommt. Auch oxidativer Stress bildet sich, was bedeutet, dass zu wenig Antioxidantien vorhanden sind, um freie Radikale zu binden, was wiederum die Entstehung von Krankheiten fördern kann.

Stehen Sie, sitzen Sie, gehen Sie!

Um diesen Erkrankungen vorzubeugen, gibt es ein Allheilmittel: Abwechslung! Über den ganzen Tag sollen verschiedene Körperhaltungen eingenommen werden. Ein Wechsel zwischen Stehen, Sitzen und Gehen ist wichtig, nicht nur in der Freizeit! Mit meist geringem Aufwand ist die Abwechslung im Berufsalltag möglich. Beispielsweise indem Stehhilfen bzw. Sitzgelegenheiten geboten werden. Indem Drucker nicht direkt am Arbeitsplatz aufgestellt sind. Indem mittels höhenverstellbaren Tischen Lesen im Stehen, Schreiben und Tippen im Sitzen erledigt werden kann. Vor allem ist angesichts dieser Erkenntnisse unverständlich, dass ArbeitgeberInnen die ArbeitnehmerInnen, wie im Einzelhandel, immer noch zwingen, den ganzen Tag zu stehen.

Magazin Gesunde Arbeit 3/2018