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Doppelbotschaften im Betrieb erkennen

Doppelbotschaften sind ein Fallstrick in der betrieblichen Kommunikation und können langfristig sogar krank machen. Sie zu erkennen ist der erste und wichtigste Schritt zur Lösung dieses Kommunikationsdilemmas.

Adobe Stock / Valerii Honcharuk

Spätnachmittags in einem Betrieb in St. Pölten: „Frau Huber, ich brauche bitte eine Firmenpräsentation bis morgen acht Uhr früh. Sie brauchen sich nicht viel anzutun, wichtig ist, dass sie den Kunden wirklich überzeugt.“ In einem anderen Betrieb in Salzburg: „Herr Wachter, erledigen Sie das Projekt, wie Sie möchten – enttäuschen Sie mich aber nicht.“ Im Wiener Betrieb das gleiche „Spiel“: „Ich erwarte von Ihnen umfassende Umstrukturierungen, aber ich will keine Änderungen im Ablauf.“ Und in der Rede eines Geschäftsführers in Bregenz fällt folgender Satz: „Vorgegebenes Ziel ist es, trotz Einschränkung der personellen Ressourcen den Umsatz zu steigern – wir halten uns natürlich an die Arbeitszeitbestimmungen.“

Gefangen in der Kommunikationsfalle

Vielleicht kennen Sie ähnliche Arbeitsanweisungen aus Ihrem Job: Zwei Botschaften, die Sie erhalten, sind eigentlich widersprüchlich – PsychologInnen sprechen hier von „double binds“ (Doppelbotschaften). Die Folge ist ein Dilemma: Sie sollen einerseits auf die Anweisungen reagieren – können andererseits aber nicht beiden Aufträgen gleichzeitig Folge leisten. Typisch für diese Kommunikationsfalle ist: Darüber, dass die Anweisungen widersprüchlich sind, wird nicht gesprochen oder dies sogar verleugnet. Oft wird die Zweideutigkeit der Botschaft vom Empfänger/von der Empfängerin nicht bewusst erkannt – spürbar ist jedoch der innere Konflikt.

Doublebinds machen krank

Doppelbotschaften verwirren, verunsichern und lösen Stress beim/bei der EmpfängerIn aus. Die Reaktion des Empfängers/der Empfängerin kann unterschiedlich sein: Während etwa manche versuchen, „das Unmögliche irgendwie möglich zu machen“, und dabei in einen Strudel aus Überforderung geraten, wählen andere den gegenteiligen Weg, um dem Dilemma zu entkommen – sie handeln nicht, in der Hoffnung, die Situation möge sich „irgendwie von alleine“ lösen. Beziehungsstörungen, Motivationsverlust, Frust, geringere Produktivität, aber auch stressbedingte Krankheiten können etwa langfristig die Folge sein.

Was tun?

Haben Sie erkannt, dass in Ihrem Betrieb mit Doppelbotschaften kommuniziert wird, ist das der erste und wichtigste Schritt zur Lösung des Dilemmas. Eine mögliche Lösung besteht im Ansprechen der Unvereinbarkeit – stellen Sie etwa die Frage, was genau gemeint ist oder welche der Alternativen Priorität hat. Dies können Sie eventuell auch mit einer Prise Humor würzen. Immer wieder werden Doublebinds jedoch auch manipulierend bzw. als Machtinstrument im Betrieb (meist „von oben nach unten“) eingesetzt. In diesen Fällen sollten vor allem BetriebsrätInnen wachsam sein – oft ist dies nicht im Verhalten einer einzelnen Person, sondern in systemischen Verstrickungen begründet.

Magazin Gesunde Arbeit 4/2020